Spenden in Bitcoin: Interview mit Reinhard von Jugend eine Welt

Unter dem Leitgedanken „Bildung überwindet Armut“ setzt sich Jugend Eine Welt weltweit für die Verbesserung der Lebensperspektiven von Kindern und Jugendlichen am Rande der Gesellschaft ein. Die Organisation macht zudem das Spenden in Bitcoin über das Lightning-Netzwerk möglich. Wir sprechen in diesem Interview mit Geschäftsführer Reinhard Heiserer.

Seit 1997 unterstützt Jugend Eine Welt eine Vielzahl von Hilfsprojekte, Schulen, Straßenkinderprogramme und Bildungsprojekte in Asien, Afrika, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Osteuropa. In diesem Interview mit Reinhard erfahren wir mehr über die verschiedenen Projekte und die Relevanz von Spenden in Bitcoin.

Reinhard im Portrait

Reinhard Heiserer

Reinhard Heiserer ist der Kopf, das Herz, der Motor von Jugend Eine Welt. 1997 gegründet, ist der Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation tagtäglich unermüdlich im Einsatz, um weltweit Projekte voranzutreiben, Neues auszuprobieren und Menschen davon zu überzeugen, dass sich ihr Einsatz lohnt. Nämlich Kinder und Jugendliche in den ärmsten Ländern der Welt nachhaltig zu unterstützen und ihnen wichtige Schulbildung zu ermöglichen.

Fragen & Antworten

1) Wer bist du, was treibt dich an und was hat dich am meisten geprägt?

Ich bin Reinhard, komme ursprünglich aus Tirol und lebe seit 26 Jahren in Wien. Ich bin gelernter Elektrotechniker habe dann in Innsbruck gearbeitet. Ich war fünf Jahre Entwicklungshelfer in Ecuador in einem Strassenkinderprojekt und habe dort Elektrotechnik unterrichtet und Strassenkinder in Etappen gefördert und unterstützt. Nach meiner Rückkehr nach Österreich habe ich mit Freunden und Bekannten den Verein Jugend Eine Welt gegründet, den ich seit dieser Zeit leite.

2) Was ist Jugend Eine Welt? Wie ist diese Organisation entstanden und wie wurdest du Teil davon?

Jugend Eine Welt wurde vor 26 Jahren von Freunden und mir gegründet, die Erfahrung gesammelt haben mit Entwicklungsprojekten im globalen Süden.

Darunter ehemalige freiwillige Entwicklungshelfer und Salesianer Don Boscos, die sich besonders um junge Menschen in Risikosituationen einsetzen. Aus dieser Idee dieses Anliegen Don Boscos zu unterstützen, kam es zur Gründung von Jugend Eine Welt mit drei inhaltlichen Schwerpunkten:

Einerseits Projektförderung von Bildungs- und ausbildungsprojekten in Afrika, Asien und Lateinamerika, wie zum Beispiel Schulen, Berufsausbildungszentren, Strassenkinderzentren, Sozialzentren, Frauenschutzzentren und Kinderrechtszentren etc.

Zweitens die Organisation von Freiwilligeneinsätzen für junge Erwachsene:
Zivilersatzdienst statt der Bundesheer nach der Matura und Freiwilligendienst für Frauen, oder auch Freiwilligeneinsätze für Senior Experts - Menschen mit beruflicher Erfahrung und Lebenserfahrung, die sich für drei Monate bis zu einem Jahr in Dienst einer sozialen Sache stellen, um in ihrem Beruf oder mit einer besonderen Kenntnis in einer bestimmten Aktivität Projektpartner in ihrer Arbeit unterstützen und einheimische MitarbeiterInnen fort- und ausbilden. (Z.B. PsychotherapeutInnen, SolartechnikerInnen, PädagogInnen oder SozialarbeiterInnen).

Der dritte Schwerpunkt, neben Projekten und Freiwilligenarbeit, ist die entwicklungspolitische Arbeit in Österreich. Entwicklungszusammenarbeit beginnt nicht im Ausland sondern bei uns. Es geht um einen fairen Handel, um faire Preise, um Solidarität und darum in Österreich dazu beizutragen, dass unser Wohlstand nicht finanziert wird durch Ausbeutung von Menschen im globalen Süden. Ein Thema ist zum Beispiel aktuell das Lieferkettengesetz, für dass wir uns einsetzen, um Kinderarbeit zurückzudrängen und vor allem aber auch ausbeuterische Arbeit zu vermeiden.

Dazu gehört aber auch der Einsatz gegen Export von schädlichen Dingen wie zum Beispiel überschüssige Kleidung, Müll oder Autos, wo es die Tendenz gibt, solche Dinge ins Ausland zu verlagern und uns von der problematischen Entsorgung zu distanzieren.

Also alles in allem geht es mir und meinen KollegInnen darum, einen Beitrag für EINE Welt zu leisten, von daher auch der Name Eine Welt, denn es gibt keine zweite, oder dritte Welt. Wir sind mitverantwortlich, was im globalen Süden passiert und vor allem mitverantwortlich dafür, was in Österreich dazu geschieht, um die Welt fair zu halten. Aus dieser globalen Überzeugung setzen wir uns mit einem speziellen Fokus für Kinder und Jugendliche ein.

3) Wie stehst du als Person bzw. wie steht ihr als Organisation zu Bitcoin? Welche Bedeutung hat Bitcoin als dezentrales Geld für eure Arbeit?

Ich persönlich kam vor ca. 8 Jahren mit dem Thema in Berührung, und zwar durch meine Kollegin Jasmin Güngür aus Tirol, die damals Kontakte in die Bitcoin-Szene hatte. Sie vermittelte damals auch, dass Coinfinity als ein Förderer aufgetreten ist für eines unserer Sozialprojekte in der Flüchtlingshilfe, wie damals diese Flüchtlingswelle durch Österreich zog.

Seither habe ich mich mit dem Thema beschäftigt und war sehr interessiert. Wir haben dann eine Spendenseite ins Netz gestellt: bitcoinspenden.at - haben das aber nie groß beworben, weil die Diskussion über Bitcoin damals als eher negatives Element vorherrschte: Währung für Dispoten, Verbrecher und Darknet. 

Mittlerweile hat sich die Situation etwas gedreht und große internationale Organisationen sind mit dem Thema Bitcoin-Spenden an die Öffentlichkeit gegangen. Bitcoin hat sich  als eine Alternative zu Fiatwährungen etabliert, was natürlich immer von Diskussionen begleitet ist, aber es ist ein Thema mit dem man sich mittlerweile in der Öffentlichkeit auseinandersetzen kann und von daher hat für uns Bitcoin zwei Rollen:  

  1. Wir öffnen unsere Türen. So wie wir für andere Vermögenswerte die Türe offen haben, sei es für Spenden in Form von Geld, sei es Gold, seien es Kunstwerke, sei es Freiwilligenarbeit, so hat auch Bitcoin einen Wert und wir glauben, dass es auch hier zu einem Mittelzufluss kommen kann.
  2. Projektförderung durch Bitcoin: Im Moment sind es zwei Länder, für welche wir Bitcoin einsammeln, auch diese auch direkt in die Projekte weiterleiten, um damit unseren Partnern einen schnelleren und vor allem auch sichereren Zugang zu direkten Projektförderungen zu geben.

Bitcoinspenden.at

4) Hat es für euch als NGO gewisse Vor- und Nachteile, wenn ihr Spenden in Satoshis erhält?

Unsere Erfahrung ist jetzt noch eher gering, denn es sind hauptsächlich Kleinspenden, die in Bitcoin eingetroffen sind. Wir haben jetzt erst die ersten mittelgroßen Spenden ehalten. Das waren so um ein Zehntel Bitcoin, würde ich mal sagen. Wir haben dazu ein System aufgebaut, mit welchem über unsere Website sowohl in Satoshis als auch in Bitcoin gespendet werden kann.

Die Technik dahinter war am Anfang etwas herausfordernd. Als Spendenorganisation sind wir natürlich auch dazu angehalten, keine Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu unterstützen. Das ist uns auch ein Anliegen und der Grund warum es auch möglich ist, sich über die Website zu identifizieren, wenn es um größere Spenden geht. Für uns ist es also kein Thema, Bitcoin deshalb zu verwenden, um Dinge zu verschleiern, oder Dinge zu ermöglichen, welche die "negative" Seiten von Kryptowährungen unterstützen würden.

Die Weiterleitung, gerade wenn es um größere Summen geht, erfolgt bei uns immer nach Abruf durch die Projektpartner, von daher sind die Vor- und Nachteile wie bei vielen anderen Spendenüberweisungen ausgeglichen. Interessant ist, dass durch Bitcoin Spenden in Länder erfolgen können, wo es vielleicht mit Fiat-Währungen nicht so leicht möglich ist, wobei es im Einzelfall immer einer Prüfung bedarf, weil Bitcoin ja in manchen Ländern auch ausdrücklich verboten ist.  Wir möchten unsere Partner nicht in Gefahr bringen, von daher passiert das Weiterleiten von Bitcoin immer in Absprache mit unseren Projektpartnern.

5) Welche Bedeutung schreibst du der expliziten Bildung über Wirtschaft und Geldtheorie zu? Sollten Kinder und Jugendliche auch über Bitcoin lernen?

Ich denke, dass die Finanzbildung grundsätzlich völlig vernachlässigt wird und zu spät einsetzt. Das beginnt schon bei ganz banalen Dingen was z.B. Steuer betrifft, was Versicherung betrifft, oder was Einlagen bei Banken (Zinsen und Zinseszins) betreffen. Ich glaube Bitcoin ist sowie eine Fiat-Währung oder Gold ein Thema, das unterrichtet gehört - vor allem jetzt, nachdem die Medien im aktuellen Hype auch wieder über Bitcoins Preisanstiege berichten. Es sollten vor allem junge Leute aufgeklärt werden, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Systeme haben und welche Chancen und Risiken dahinter stehen.

Die junge Generation tickt ganz anders, als die alte Generation. Sie besucht keine Banken mehr, sie regelt alles online und damit sollte hier das nötige Wissen auf jeden Fall frühzeitig gelehrt werden und der sichere Zugang zu Informationskanälen erfolgen. Seriöse Informationskanäle, die eben über die Vor- und Nachteile sowie Chancen und Risiko informieren.

6) Welche Projekte von Jugend Eine Welt kann man aktuell mit Satoshis unterstützen? Und wie funktioniert das Spenden in Bitcoin genau?

Jugend Eine Welt hat, wie zuvor erwähnt, die Seite bitcoinspenden.at geschaffen. Dort kann man einerseits allgemein spenden bzw. fokussiert auf drei Schwerpunkte: das eine ist unser Child Protection Center - ein Kinderschutzzentrum in Lagos, Nigeria. Das zweite ist die Bildungsarbeit in Venezuela mit Schulen und Berufsausbildungen, wo Jugend Eine Welt mit einem Mitarbeiter vor Ort auch vertreten ist und das dritte ist die Not- und Katastrophenhilfe, ein Fond mit welchem wir unterstützen, wenn hier Hilfe notwendig ist.

Im aktuellen Fall würden wir aus diesem Fond etwa Hilfe für die Ukraine finanzieren, aber auch für den Palästina-Israelkrieg, oder etwa für das Thema Tigray in Nord Äthiopien aber auch für Haiti, wo es extrem schwer für die Menschen ist, zu überleben, aufgrund der nationalen Kriege und Auseinandersetzungen, die dort auf lokaler Ebene stattfinden. Oder zurück zu Venezuela, wo durch die hohe Inflation und die dadurch erliegende Wirtschaft für bestimmte Gruppen das Überleben schwer macht, insbesondere für die indigene Bevölkerungsgruppe.

Also daher bitte einfach bei bitcoinspenden.at den QR-Code scannen und die gewünschte Summe spenden. Man bekommt dann eine Bestätigung, wenn man seine E-Mail-Adresse angibt, dass das Geld eingelangt ist. Jugend Eine Welt trägt als Organisation übrigens das Spendengütersiegel und berichtet regelmäßig über die Verwendung der Spenden. Bezüglich Spendenabsetzbarkeit ist zu sagen, dass nach aktueller Rechtsprechung Bitcoin, Aktien und Gold kein Geld ist und daher leider nicht steuerlich abgesetzt werden kann.

Wenn jemand eine größere Spende in Bitcoin tätigen möchte, bitten wir um persönliche Kontaktaufnahme. Wenn diese Spende abgesetzt werden soll, dann ist es über eine Treuhandlösung und den Wechsel in Fiat-Währung und anschließendem Zurückwechseln in Bitcoin möglich - das ist daher auch nur dann sinnvoll, wenn es um einen größeren Betrag geht. Wir setzen uns mit anderen dafür ein, dass Spenden in Bitcoin wie auch in anderen Werten, wie Gold und Aktien, für die ein Referenzkurs darstellbar ist, in Zukunft viel einfacher möglich sind.

7) Wo siehst du Bitcoin in 10 Jahren? Wie könnten sich diese Entwicklungen auf eure Arbeit auswirken?

Ich glaube, dass Bitcoin seinen Platz in der Finanzwirtschaft einnehmen und als ein Element des Wertspeichers dienen wird. Auf unsere Arbeit kann sich das so auswirken, dass sich einerseits die Menschen, die Werte in Bitcoin halten, sich solidarisch und großzügig zeigen.Jugend Eine Welt wird sicherlich davon profitieren, dass auch über Bitcoin oder andere digitale Währungen, also Kryptowährungen, Zuflüsse stattfinden werden..

Organisationen wie Jugend Eine Welt leben davon, dass andere Menschen teilen und großzügig sind. Ein Kursanstieg von Bitcoin gegenüber Fiat-Währungen könnte dazu führen, dass der eine oder andere diese Situation auch positiv nutzt, im Sinne des Gemeinwohls andere fördern und Jugend Eine Welt und bitcoinspenden.at mit Zuwendungen unterstützt. Darüber freuen wir uns natürlich sehr, weil wir damit unserer Aufgabe besser nachkommen können: Menschen am Rande der Gesellschaft, Menschen an sozialen Brennpunkten, Menschen die sich nicht selbst helfen können, zu unterstützen.

Daher glaube ich, dass Bitcoin auf der Spendenseite in Zukunft eine große Rolle spielen bzw. einen hohen Wert haben wird und ich glaube, dass in Zukunft auch direkte Überweisungen über nachvollziehbare Systeme wie Bitcoin ihren Platz in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit finden werden.

8) Was möchtest du unseren Leserinnen und Lesern zum Abschluss mit auf den Weg geben?

Egal ob man Krypto-Fan, Bitcoin-Fan oder ob man Fiat-Fan ist: Ich glaube wir sollten als Bewohner eines sehr reichen Landes einen Blick über die Grenzen werfen, einen Blick auf die Menschen und Systeme, die nicht so sehr vom Wohlstandszuwachs profitieren wie wir.

Ich freue mich über jede einzelne Spende und sage ein großes Danke an alle, die einen Teil ihres Erfolges mit jenen teilen, die nicht auf einem so wohlhabenden und tollen Fleck der Welt, nämlich Europa & vielmehr Zentraleuropa, auf die Welt gekommen sind und hier leben.

Daher geht mein Dank an alle Menschen guten Willens, die einen Beitrag leisten für die Eine Welt  - für eine gerechtere Welt, in der alle Menschen in Würde leben können. Danke!

Die Coinfinity Bitcoin App ist da! Stay humble, stack sats und spende für eine faire Welt.