Bitcoin ETF vs. Direktkauf: was solltest du beim Investieren beachten?

Fast 10 Jahre nach dem ersten Antrag auf einen Bitcoin Spot ETF durch die Winklevoss Brüder ist es nun endlich soweit: Die SEC genehmigt 11 Bitcoin Spot ETFs von BlackRock, Grayscale, Fidelity und Co. Doch was ist eigentlich ein Bitcoin ETF und was bedeuten diese für Bitcoin? Für wen sind ETFs überhaupt geeignet und wäre es möglicherweise doch ratsam, direkt Bitcoin zu kaufen, anstatt in einen ETF zu investieren?

Nach jahrelangem Tauziehen mit der nordamerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC) dürfen die Vermögensverwalter endlich jubeln: mit 10.01.2024 wurden die ersten 11 Bitcoin Spot ETFs endlich zugelassen. Gary Gensler, Vorstand der SEC, veröffentlicht dazu ein Statement auf der SEC-Homepage, in welchem er sich aus Sicht der Kommission noch einmal davon distanziert, Investitionen in Bitcoin zu empfehlen: "While we approved the listing and trading of certain spot bitcoin ETP shares today, we did not approve or endorse bitcoin. Investors should remain cautious about the myriad risks associated with bitcoin and products whose value is tied to crypto."

Ob Gary Gensler Bitcoin nun persönlich befürwortet oder nicht, spielt in diesem Fall keine Rolle. Viele Journalistinnen und Journalisten kommentierten die ETF-Zulassung seit Wochen als unausweichlich. Das ist ohne Zweifel ein großer Schritt für die großen Asset Manager wie etwa BlackRock, Grayscale und Fidelity, die schon seit Jahren um eine Zulassung kämpfen. Allerdings ist es ein noch größerer Schritt für Bitcoin selbst, denn die Auswirkungen dieser neuen Spot ETFs könnten maßgeblich zu einer breiten Akzeptanz, gesellschaftlichen Integration und zukünftigen Preisfindung von Bitcoin beitragen.

Doch hinter dem aktuellen Medien-Hype schlummern einige wichtige Fragen, die du dir stellen solltest, wenn du in Bitcoin investieren möchtest und einen ETF in Betracht ziehst: Was genau ist eigentlich ein Bitcoin Spot ETF und welche Unterschiede ergeben sich im Vergleich zu direkten Investments in Bitcoin? Für wen sind diese ETFs überhaupt geeignet und auf welche wichtige Eigenschaften von Bitcoin müssen ETF-Anlegerinnen und Anleger verzichten? Welchen Einfluss könnte die ETF-Zulassung zukünftig auf den Bitcoin-Kurs und die weltweite Adoption von Bitcoin haben?

Diese Fragen und noch mehr sehen wir uns in diesem Beitrag genauer an.

Was ist der Bitcoin Spot ETF?

Ein Bitcoin-ETF (Exchange-Traded Fund) ist ein an der Börse gehandeltes Finanzprodukt, das es Privatpersonen und vor allem Unternehmen ermöglicht, in Bitcoin zu investieren, ohne die Kryptowährung direkt kaufen zu müssen. Die Unterschiede dieser neuen Spot ETFs im Vergleich zu den bereits existierenden Bitcoin Futures ETFs sind zum Teil signifikant:

1. Direkte Investition: Ein Bitcoin Spot ETF investiert direkt in Bitcoin. Das bedeutet, dass ein Anbieter von Spot ETFs tatsächliche Bitcoin kauft und hält, um sein Finanzprodukt damit zu decken. Futures ETFs hingegen basieren lediglich auf Vereinbarungen, Bitcoin zu einem festgelegten Preis zu einem bestimmten, zukünftigen Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Dabei werden keine Bitcoin zur Deckung dieser Futures-Contracts gehalten.

2. Preisbindung: Der Wert des Spot ETFs ist eng an den aktuellen Bitcoin-Kurs gebunden, da der ETF von echten Bitcoin gedeckt wird. Der Wert von Futures-ETFs hängt hingegen von den Preisbewegungen der Bitcoin Futures Contracts ab, die wiederum vom Bitcoin-Kurs, aber auch von anderen Faktoren wie Zeitwertverfall (Contango oder Backwardation) und Marktliquidität beeinflusst werden.

3. Lagerung und Sicherheit: Die Asset Manager müssen sich bei Spot ETFs um die sichere Lagerung und Verwaltung der "physischen" Bitcoin kümmern, was ein zusätzliches Risiko bedeutet. Bei Futures ETFs ist das wiederum nicht nötig, da keine Haltung von physischen Bitcoin vorausgesetzt wird.

Spot ETF als Meilenstein für Bitcoin

Obwohl sich fundamental nichts an Bitcoin geändert hat, so stellt die Zulassung der ETFs ein starkes Signal für Bitcoin dar. Das potenziell viele neue Kapital im Markt könnte die globale Bitcoin-Akzeptanz massiv vorantreiben. Ein ETF bietet nun auch traditionellen und vor allem institutionellen Anlegerinnen und Anlegern einen regulatorisch einfacheren Zugang zu Investitionen in Bitcoin. Zudem erleben wir aktuell einen medialen Paradigmenwechsel. Wurde Bitcoin vor kurzer Zeit noch von vielen belächelt und kritisiert, so haben mittlerweile einige dieser Personen ihre Meinung geändert und sprechen sich nun für Bitcoin aus. Dieser Shift hinsichtlich Bitcoins Wahrnehmung könnte nachhaltig zu einer breiten gesellschaftlichen Adoption und Integration von Bitcoin in die bestehende Finanzstruktur beitragen.

Angenommen die Nachfrage für die Spot ETFs verläuft wie erwartet und es fließen hunderte Milliarden in die ETFs, dann sollte auch die Volatilität von Bitcoin langfristig sinken und den digitalen Vermögenswert nachhaltig stabiler machen. Denn je höher die Marktkapitalisierung, desto schwieriger wird es für einzelne Akteurinnen und Akteure, den Bitcoin-Kurs durch ihre Handelsaktivitäten zu beeinflussen - so die Theorie. Bei den neuen Spot ETFs müssen die Vermögensverwalter ihre ETF-Produkte 1:1 mit Bitcoin decken, weshalb das neue Kapital auch direkt in Bitcoin fließt, wenn die ETFs gehandelt werden. Sollte Bitcoin jemals als harter Standard und Recheneinheit dienen können, so muss die Volatilität zuerst abnehmen.

Zuletzt muss man die Einfachheit hervorheben, die das Investieren in Bitcoin durch ETFs mit sich bringt. In der Regel benötigt man keine technischen Kenntnisse oder erweitertes Wissen über Bitcoin, um mittels ETF in Bitcoin zu investieren. Die KYC- und AML Prozesse für Konsumentinnen und Konsumenten fallen bei Handelsplattformen für ETFs meist leichter aus, als bei Kryptowährungen. Zudem muss man sich nicht mit Trading, verschiedenen Order-Typen oder Adressformaten auskennen und vor allem muss man sich nicht mit der sicheren Verwahrung von Bitcoin und der Schlüsselverwaltung auseinandersetzen.

Auch wenn Spot ETFs ein Schritt in die richtige Richtung sind, so gibt es gravierende Unterschiede zum direkten Kauf und der Verwahrung von "echten" Bitcoin.

Bitcoin ETF oder Direktkauf von "echten" Bitcoin?

Nicht umsonst hat sich das Credo "not your keys, not your coins" unter Bitcoinern etabliert und oftmals bewiesen. Man denke nur an das FTX-Debakel zurück und stelle sich vor, wie viel Anlegerinnen und Anleger dort ihr Geld verloren haben, weil sie glaubten, ihre Bitcoin wären auf der Exchange sicher.

Natürlich kann man Spot ETFs von BlackRock nicht mit den fragwürdigen Aktivitäten von FTX vergleichen, denn Spot ETFs werden an regulierten Börsen gehandelt und unterliegen den entsprechenden Aufsichts- und Compliance-Standards. Das bietet eine gewisse Sicherheit. Und doch gibt man mit ETF-Investitionen ein hohes Maß an Sicherheit und Kontrolle ab - sehen wir uns nun die Vorteile des Bitcoin-Direktkaufs an:

  • Volle Kontrolle und Freiheit: Nur wenn du direkt Bitcoin kaufst und dabei eine Non-Custodial bzw. Self-Hosted Bitcoin Wallet verwendest, hast du die volle und autonome Kontrolle über deine privaten Schlüssel, womit du im wahren Besitz deiner Bitcoin bist. Mit einer eigenen Wallet kannst du deine digitalen Vermögenswerte nicht nur sicher verwahren, sondern bist auch jederzeit dazu im Stande, Transaktionen zu tätigen sowie Käufe oder Verkäufe zu tätigen – und das unabhängig von traditionellen Banköffnungszeiten oder Wochentagen. ETFs können nicht verschickt werden, noch kann man damit etwas kaufen. Zudem ist der Handel von Bitcoin ETFs an die Öffnungszeiten der Börse geknüpft.
  • Kein Vertrauen gegenüber Drittparteien notwendig: Hast du deine Bitcoin einmal auf eine sichere Wallet geschickt, hast nur du Zugriff auf deine Bitcoin - ganz nach dem Motto "Be your own bank". Bei Investitionen in ETFs muss man den Vermögensverwaltern vertrauen, z.B. BlackRock als ETF-Anbieter. In diesem Fall besitzt du den privaten Schlüssel nicht selbst, sondern delegierst die Verantwortung für die Aufbewahrung der Bitcoin und damit auch das Recht, diese zu versenden, an den Vermögensverwalter.
  • Innovation: Bitcoin hat durch die Implementierung des Lightning-Netzwerks eine bahnbrechende Weiterentwicklung erfahren, die das Potenzial hat, seine Funktionalität als Zahlungsmittel signifikant zu optimieren. Das Lightning-Netzwerk erlaubt blitzschnelle Transaktionen zu sehr geringen Kosten, wodurch Bitcoin zu einem alltagstauglichen Zahlungsmittel wird. Daneben wird auch an zahlreichen weiteren innovativen Weiterentwicklungen gearbeitet, von denen man meist nur profitieren kann, wenn man tatsächlich am Netzwerk teilnimmt und "echte" Bitcoin hält. Dieser entscheidende Mehrwert, bleibt Anlegerinnen und Anlegern in Bitcoin ETFs verwehrt.

Fazit

Bei der Entscheidung zwischen Bitcoin ETFs und direktem Bitcoin-Besitz geht es darum, deine persönlichen Prioritäten sowie deine Risikobereitschaft sorgfältig abzuwägen und diejenige Option zu wählen, die am besten zu dir passt. Frage dich einfach, welche finanziellen Ziele du hast, wozu du Bitcoin gerne nutzen würdest und wie viel Zeit und Interesse du in das Thema Bitcoin stecken möchtest.

Unabhängig davon, für welchen Weg du dich schlussendlich entscheidest, Bitcoin bleibt ein außergewöhnlicher Vermögenswert, der die Finanzwelt bereits grundlegend verändert hat. Allein die Tatsache, dass Bitcoin existiert und funktioniert, wird die Art und Weise, wie wir über Geld und Transaktionen nachdenken, auch weiterhin prägen. Die gestrige Zulassung der Spot ETFs geht auf jeden Fall als Meilenstein in die Geschichte von Bitcoin ein.

Lade jetzt die Coinfinity App herunter und kaufe direkt Bitcoin!

Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar und beinhaltet die persönlichen Meinungen mehrerer Personen. Investieren birgt Risiken. Jede Finanzanlage kann den Verlust des investierten Kapitals zur Folge haben. Vor dem Abschluss einer Transaktion sollten stets eigene Recherchen durchgeführt werden.