Ist Bitcoin wirklich umweltschädlich?

Man liest es immer wieder. Bitcoin sei eine Gefahr für die Umwelt, da Bitcoin Mining so viel Energie verbrauche wie so manche kleinere Länder. Aber ist Bitcoin wirklich schlecht für die Umwelt? Lies weiter, um mehr über die Auswirkungen von Bitcoin auf die Umwelt zu erfahren und warum Bitcoin nicht wirklich so umweltschädlich ist, wie viele Kritiker behaupten.

Was ist Bitcoin Mining und warum braucht es so viel Energie?

Bitcoin wird immer wieder angegriffen, weil das Bitcoin Mining energieaufwendig ist. Dabei liest man oft, dass Mining bis zu 0.6 % des Stromverbrauchs der Welt braucht. Gerade in Zeiten von sehr hohen Energiepreisen werfen Umweltaktivisten Bitcoin Minern daher vor, dass sie die Energie verschwenden. 

Um diese Kritik besser zu verstehen, muss man wissen, was Bitcoin Mining ist und welche Rolle es im Bitcoin Netzwerk spielt. 

Im Wesentlichen ist Bitcoin Mining ein grosses Würfelspiel, in welchem die Person belohnt wird, die am schnellesten eine bestimmte Nummer errät. Für diesen Aufwand bekommt man dann eine Belohnung in Form der Bitcoin Block Rewards. 

Da aber nicht einfach jede:r kommen kann und behaupten, dass man die richtige Nummer hat, benötigt man ein Überprüfungssystem. Im Fall von Bitcoin ist es das Konsensusmodell namens Proof of Work (PoW). Dieses stellt sicher, dass Miner nachweisen, wie sie bei der Verarbeitung von Transaktionen Anstrengungen unternommen haben.

Die Mining-Computer erraten also innerhalb von Sekunden Tausende von möglichen Nummern und der Miner, der es innerhalb der vorgegeben Zeit schafft, gewinnt. Um sicherzustellen, dass das Spiel nicht zu schwierig wird und man nicht unendlich lange für eine Runde spielt, hat man das Difficulty Adjustment erfunden. Dieses analysiert alle 2016 Blöcke, ob man die 10 Minuten pro Block-Regel einhält. Je nachdem wird das Spiel dann komplexer oder einfacher gemacht. 

Das Ergebnis von Bitcoin Mining ist nicht die Verschwendung von Energieressourcen, sondern die gezielte Anwendung von Energie, um ein monetäres Mittel zu gewinnen. Je mehr Aufwand man dafür verwendet, umso sicherere macht man das System.

Wie umweltschädlich ist Bitcoin Mining wirklich? Das sagen die Fakten!

Schauen wir uns die Fakten rund um das Thema der Umweltschädlichkeit von Bitcoin genauer an. Laut der University of Cambridge konsumiert Bitcoin ca. 134 TWh jährlich oder 0.6 % des Stromverbrauchs der Welt. 

Bitcoin-Mining Verbrauch

Die Kritiker verweisen dabei immer gerne den Vergleich zu Kleinstaaten. Dabei entstehen dann Statements wie: Bitcoin braucht mehr Strom als Chile oder man klaut Schwellenländern die Energie. Schaut man einmal genauer hin, wird man feststellen, wie unpassend dieser Vergleich ist. 

Einerseits wissen wir, dass mehr Leute Bitcoin benutzen, als Chile Einwohner hat. Die Anwendung, die mehr Leute hat, braucht logischerweise mehr Ressourcen. 

Des Weiteren sind es oft Schwellenländer, welche größere Probleme im Energiesektor haben. Dort gibt es oft kein funktionierendes Netzwerk oder genügend Quellen für Energie. Diese wird oft einfach ausgeschaltet und so lange nicht verwendet, bis man wieder genügend Strom hat. 

Man vergleicht ein immer laufendes System mit einem, welches man ein und ausschaltet. Logisch braucht das On-Off System weniger Energie dabei.

Nun gibt es aber Länder, welche viel Landesfläche mit wenig Einwohnern haben. Diese sind oft die Energiegewinner, da man pro Kopf einen Überschuss hat. Schaut man noch einmal auf die Grafik oben mit allen Ländern, so findet man Bitcoin in der Nähe von Schweden und Norwegen. Beides sind Länder mit sehr kostengünstigen Energiealternativen. Sie haben auch realisiert, dass man die überschüssige Energie für Bitcoin Mining nutzen kann und somit auf eine längere Zeitspanne sogar einen Gewinn erzielt. Mehr dazu im nächsten Abschnitt. 

Ein weiterer Angriffspunkt ist die Kohlenstoffemission von Bitcoin. Da man so viel Energie und Ressourcen aufbringt, muss es schlecht sein, oder? Schaut man sich folgende Grafik an, wird man feststellen, wie wenig Kohlenstoff Bitcoin überhaupt ausstößt.

Laut dieser Grafik müsste man zuerst das Mining von Gold, die Klimageräte in jedem Haushalt, den Militärindustriekomplex und die Luftfahrt ersetzen. Das sind nämlich die vier größten Kohlenstoff Verschmutzer der Welt. 

Bitcoin hat seit 2018 im Ausstoß zwar zugelegt, jedoch arbeitet man da bereits an Alternativen.

Die alternativen Bitcoin Mining Lösungen der Zukunft

Schaut man aber einmal genauer hin, wird man feststellen, dass Bitcoin Mining bereits sehr umweltbewusst ist. Laut dem Bitcoin Mining Council stammen 59.5 % der Energie für das Mining bereits aus erneuerbaren Quellen. Die meisten davon sind Solar, Wasser und Wind.

Dies bedeutet, dass lediglich 40 % des gesamten Bitcoin Mining Bereichs nach dem klassischen Prinzip arbeiten. Diese Zahl wird sich in den kommenden Jahren drastisch reduzieren, da man immer mehr Mining Projekte findet, die auf diesen alternativen Energieressourcen aufbauen. 

In Kenia gibt es zum Beispiel mit dem Gridless Projekt bereits eine Miningfarm, die auf Wasser als Energiequellen aufbaut. Dieses Projekt ermöglicht nicht nur eine weitere Mining Stelle, sondern bietet den umliegenden, oft völlig abgelegen Dörfern eine Zukunft mit Energie und Strom. Würde man dann noch eine Kreislaufwirtschaft mit Bitcoin einführen ein, hat man ein eigenständiges Ökosystem. Alles nur, weil man die Energie von fallendem Wasser umwandelt und für das Schürfen von Bitcoin nutzt. 

Biologen und Chemiker sehen in Bitcoin auch eine Zukunft der Energiegewinnung von Methangas. Dieses ist nämlich der Ausstoß, der die Ozeane zum Kochen bringt. Vor allem in Kohlekraftwerken findet man das gefährliche Gas immer wieder. Es ist ein Abfallprodukt und wird oft verbrannt. Diese Verbrennung stößt enorm viel CO2 aus und erhitzt die Atmosphäre. 

Bitcoin Miner sehen in diesem Gas aber eine Energiequelle. Schließlich kann man das Gas kontrolliert umwandeln und damit Strom erzeugen. Die Bitcoin Mining Firma Braiins zum Beispiel verwendet diese Umwandlung, um ihre Produkte zu testen.

Dies kann aber auch in die bestehende Wirtschaft integriert werden! Scilling Digital Mining ist ein Beispiel einer Firma, die die Methangasabfälle von umliegenden Bauern verwendet, um eine Mining Farm in Irland zu betreiben. Kein Kilowatt wird hier vom Grid verwendet, sondern aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen.

Noch spannender ist jedoch die Nutzung von Vulkanen mit Geothermie. Dabei nutzt man die Hitze von einem aktiven Vulkan und wandelt diese in Strom um. Diese Energieressource wird vor allem auf Vulkaninseln wie zum Beispiel El Salvador als Zukunft angesehen. 

Dabei ist das Schwierigste die Umwandlung der Hitze in Strom. Dafür braucht es enorm große Turbinen, die mit Dampf angetrieben werden. Dieser kann aus der Hitze des Vulkans erzeugt werden. Diese Turbinen und Zentren zu erstellen sind der größte initiale Kostenaufwand vorab und braucht Zeit. Langfristig gesehen sind sie effektiv und bieten eine Alternative zu teuren Kraftwerken. 

El Salvador selbst nutzt bereits diese Technologie für 20 % ihres jährlichen Energieverbrauchs. Die Region ist voll mit Vulkanen und kann in Zukunft immer mehr solche Energiezentren aufbauen.

Vergleicht man diese Lösungen mit dem noch bestehenden Energiesystem, wird man schnell realisieren, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Bitcoin fast ganz von erneuerbaren Energieressourcen gemint wird. 

Je mehr solcher Lösungen man in den nächsten 5 Jahren aufstellt, umso größer wird das Potenzial, dass Bitcoin Kohlenstoff negativ wird. Das würde bedeuten, dass man überschüssige Energie zurückgewinnt und somit in den kommenden Jahrzehnten sogar den Grid entlasten könnte.

Woher kommt der Gegenwind und warum? 

Der Lösungsansatz, Bitcoin umweltfreundlicher zu machen, ist bereits hier. Wir haben nur einige Beispiele aufgelistet. Was wir nun brauchen, ist Zeit. 

Diese wollen Kritiker Bitcoin jedoch nicht geben. Das Thema rund um den Energieverbrauch von Bitcoin Mining wird immer mehr zum Thema in der Politik. Man spürt derzeit auch einen starken Gegenwind von gewissen Organisationen. 

Greenpeace USA hat sich in den letzten Monaten immer wieder dafür eingesetzt, dass Bitcoin den Code ändern soll, um von Proof of Work auf Proof of Stake zu wechseln. Proof of Stake ist ein Konsensusmodell, dass mehr dem klassischen Finanzsystem gleicht, in dem die Shareholder mit den meisten Stimmen sagen, was passiert. 

Dieser Wechsel sei klimafreundlicher, da man weniger Strom brauche als mit Bitcoin. Die Energienutzung mag im Vergleich zwar weniger sein, jedoch sind die Sicherheitsfaktoren und die Chancengleichheit bei Proof of Stake viel schlechter. Was immer wieder in Hacks von Plattformen, verlorenen Tokens oder sogar aufgegebenen Blockchain Netzwerken endet. 

Proof of Stake Blockchains (wie zum Beispiel Ethereum) bringen uns eine Zukunft, die so das traditionelle System nicht ändert, sondern es einfach digitalisiert und somit nicht die Probleme beseitigt, die Bitcoin löst. 

Der Gegenwind von Umweltaktivisten und Politikern, die den Mehrwert von Bitcoin nicht ganz verstehen, wird in den kommenden Jahren sicherlich noch zunehmen, da wir vor allem in Europa mit alternativen Energiequellen arbeiten müssen, welche langfristig eine Unabhängigkeit garantieren. 

Bitcoin ist da ein einfacher Sündenbock, da die nicht erfahrene Wählerschaft schnell die Verbindung herstellt, dass man zu viel Strom und Energie für eine orange Internetmünze verwendet.  

Wie so oft ist die Lösung dieses Problems die Aus- und Weiterbildung der Gesellschaft. Es liegt an Bitcoinfirmen und Bitcoiner:innen, den Mehrwert von Bitcoin und die Fortschritte im Bitcoin Mining mit erneuerbarer Energie hervorzuheben und klar zu kommunizieren, sodass Bitcoin nicht mehr als Umweltsünder dargestellt werden kann. 

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FAQs

Ist Bitcoin umweltschädlich?

Die Antwort auf diese Frage ist schwer mit Ja oder Nein zu beantworten. Es stimmt, dass Bitcoin mehr Energie als gewisse Länder braucht, jedoch ist diese konzentriert auf das Erstellen von Bitcoin. 

Vergleicht man Bitcoin mit anderen Mining Industrien, wird man rasch sehen, dass Bitcoin nur einen Teil der Emissionen ausstößt und im eins zu eins Vergleich klimafreundlicher ist. 

Hinzu kommt, dass bereits fast 60 % aller Bitcoin Mining Operationen mit erneuerbaren Mitteln arbeiten. Der Trend, dass klimafreundlichere Lösungen genutzt werden, ist da und wird sich in den kommenden Jahren verstärken.

Warum verbraucht Bitcoin so viel Energie?

Um neue Blöcke nach dem Proof of Work Konsensus Modell zu finden, muss ein Bitcoin Miner mit einem ASIC (Mining Computer) in kürzester Zeit enorm viele Zahlenfolgen berechnen. Diese Komputation ist es, was am meisten Energie verbraucht. 

Gibt es bereits alternative Bitcoin Mining Lösungen?

Ja, die gibt es! Das Gute daran ist, alle diese Lösungen können aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. 

Momentan setzt man dabei vor allem auf Wasser, Solar, Wind, Dampf, Rückgewinnungen von Gasen sowie geothermische Ansätzen mit Vulkanen. Diese Lösungen erzeugen fast keine Kohlenstoffemissionen und können auch an abgelegenen Orten benutzt werden.