Disclaimer: Die Wirtschaftswissenschaften sind keine empirischen Wissenschaften. Diesem Beitrag liegt das gedankliche Gerüst der österreichischen Schule der Nationalökonomie zugrunde, so wie eine persönliche Meinung. Es gibt verschiedene Geld- und Wirtschaftstheorien, die verschiedene Ansichten umfassen, dieser Beitrag repräsentiert eine davon.
Im ersten Teil dieser Serie haben wir die Funktionen und Geschichte des Geldes behandelt. Nun möchten wir uns den Eigenschaften von Geld widmen, so wie den Themen Geldpolitik und Währung.
Um die drei wichtigen Geldfunktionen (Wertaufbewahrungsmittel, Tausch- und Zahlungsmittel & Recheneinheit) zu erfüllen, benötigt ein gutes Geld natürlich bestimmte Eigenschaften. Je besser diese erfüllt werden können, desto solider, gesünder und härter ist ein Geld. In bisherigen Betrachtungsweisen handelte es sich hier meist um sechs Eigenschaften eines guten Geldes. Mit Bitcoin jedoch kommt hier wahrscheinlich zum ersten Mal eine siebte Eigenschaft hinzu, die die Menschheit bisher noch nicht sicherstellen konnte. Insgesamt listen wir hier sogar 8.
Die Eigenschaften des Geldes:
1. Knappheit – In der Menge begrenzt, oder zumindest schwer zu vermehren
2. Langlebigkeit – Physische Beständigkeit, ggf. Unzerstörbarkeit
3. Akzeptanz – Bereitwilligkeit zur Annahme im Tausch für Waren & Dienstleistungen
4. Portabilität – Transportierbarkeit über Zeit und Raum hinweg
5. Teilbarkeit – Möglichst hohe Teilbarkeit in kleinere Untereinheiten
6. Fungibilität – Einheiten sind möglichst beliebig untereinander austauschbar ohne sichtbaren Unterschied
7. Unveränderlichkeit – Resistenz gegen Veränderungen in Menge, Eigenschaft oder Funktion
8. Verifizierbarkeit – Erkennbarkeit der Echtheit des Geldes
Je besser ein Geld diese sieben Eigenschaften erfüllt, desto besser eignet es sich als Geld und desto wahrscheinlicher ist es, dass sich dieses am Markt als gewünschter Geldkandidat durchsetzt. Vor allem bei Bitcoin haben wir zum ersten Mal eine sehr ausgeprägte Version der Unveränderlichkeit
Um besser das Zusammenspiel von Geld, Staat und Wirtschaft zu verstehen, unterscheidet man häufig zwischen Geld und Währung. Bei einer Währung handelt es sich um die gesetzliche Implementation und Ordnung des Geldwesens innerhalb eines Staates, also die Festlegung, was als Geld genutzt werden muss. Geld hingegen ist der Oberbegriff des allgemein akzeptierten Tauschmittels. Es ist ein Gut, das sich am Markt durchsetzt aufgrund seiner Eigenschaften, ganz unabhängig von Zwang durch Regierungen.
Man könnte also “Währung” durchaus als eine Unterform des Geldes bezeichnen, bei der einige Eigenschaften, wie z.B. die Unveränderlichkeit, eher weniger gegeben sind, die Akzeptanz dafür aber durch Regulatorik sichergestellt wird.
Unter Geldpolitik versteht man im Allgemeinen die Maßnahmen, welche die Zentralbank nutzt, um ihre Ziele zu verwirklichen. Man muss dabei beachten, dass geldpolitische Eingriffe eine klare Entscheidung der Regierung sind, womit die Option geschaffen wird, in den Markt einzugreifen, und wenn nötig, Vermögen umzuverteilen.
Per se ist ein Eingriff in den Geldmarkt nicht notwendig, da eine Wirtschaft mit jeder Geldmenge und ohne Eingriffe funktionieren kann, wie einige Ökonomen der österreichischen Schule eindrucksvoll hergeleitet haben.
Betreibt man aber Geldpolitik, hat man die Möglichkeit, Märkte zu lenken, in dem man zum Beispiel den Zins, nichts anderes als den Preis für das Leihen von Geld, manuell festlegen und verändern kann. Geldpolitik ist also ein mächtiges Werkzeug, dessen NUtzung gut überlegt sein sollte.
Preise regeln sich durch Angebot und Nachfrage. Gibt es sehr viel Nachfrage nach einem Gut, aber nur sehr wenig Angebot ist der Preis für dieses Gut sehr hoch. Wie bei begehrten Konzerttickets. Andersrum ist es natürlich genauso. Gibt es wenig Nachfrage, aber reichlich Angebot ist der Preis niedrig. Bleiben alle anderen Parameter gleich, aber die Menge unseres Geldes wird durch Kreditschöpfung ausgeweitet, können wir sichergehen, dass die Kaufkraft unseres Geldes abnimmt.
Häufig wird dies über lange Zeiträume jedoch nicht bemerkt, da der technologische Fortschritt dem entgegen wirkt und Preise so relativ stabil sind. Würde eine Geldmenge jedoch konstant bleiben, würden die Preise für Güter und Dienstleistungen langfristig sinken. In einem solchen Umfeld würden Sparer belohnt, und der Lebensstandard aller erhöht sich.
In unserem aktuellen System wird neues Geld meist über Kredite geschaffen, aber auch durch direkte Käufe am Finanzmarkt von der Zentralbank. Das Problem, dass hierbei entsteht, beschreibt der Cantillon-Effekt recht gut. Wenn es Entitäten gibt die ohne Arbeitsaufwand neues Geld schöpfen können, profitieren sowohl diese Entitäten, als auch die Institutionen, die Ihnen nahe sind und zum Beispiel Erstempfänger von Krediten sein dürfen, oder auf andere Weise die neuen Geldeinheiten erhalten.
Da es sich hierbei meist um große Unternehmen oder Verbände handelt, die Lobbyarbeit betreiben, sind diese Erstempfänger auch überdurchschnittlich im Vorteil. Verteilt sich die erhöhte Geldmenge über die Zeit im Markt und “sickert” bis zum Normalverbraucher durch, sind Preise von Vermögenswerten und knappen Gütern meist bereits gestiegen. Vermögende Menschen, die meist schon mehrere Immobilien o.ä. besitzen, profitieren so automatisch von einer lockeren Geldpolitik.
Die Ausweitung der Geldmenge ist also mit Sicherheit einer der größeren Faktoren für das Auseinanderdriften der Schere zwischen Arm und Reich. Die Gehälter der hart arbeitenden Menschen steigen nicht im gleichen Ausmaß wie Vermögenswerte, oder tun dies nur sehr verzögert. Eine Folge hiervon ist, dass es immer schwerer für die Mittel- und Unterschicht wird, leistbares Wohnen zu finden, und die Lebenshaltungskosten allgemein einen immer größeren Teil der Ausgaben ausmachen. Wenn das Hamsterrad sich also immer schneller zu drehen scheint, könnte dies ein Grund dafür sein.
Als Vermögenswert werden materielle oder auch immaterielle Güter bezeichnet, denen allgemein ein Wert zugeschrieben werden kann oder die einen gewissen Nutzen aufweisen. Sie sind das Resultat von Ereignissen in der Vergangenheit, von denen zukünftiger wirtschaftlicher Nutzen erwartet wird. Beispiele hierfür sind Unternehmensanteile, Anleihen, Immobilien oder Gold. Häufig werden Vermögenswerte als Wertaufbewahrungsmittel genutzt, selbst wenn sie nicht zwingend eine Rendite abwerfen oder produktiv sein müssen. Das beste Beispiel für ein nicht produktiven Vermögenswert ist ein Geld, das seinen Wert hält.
Wie man sieht, gibt es also eine Vielzahl an Problemen im heutigen Geldsystem. Bitcoin versucht einige dieser Probleme zu beheben und es wurde bewusst ein dezentraler Ansatz für diese Form von Geld gewählt. Durch das auf der ganzen Welt verteilte Netzwerk von Bitcoin, kann zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit jeder einen Vermögenswert besitzen und ansparen, der wirklich limitiert, dezentral, zensurresistent, grenzenlos und unkonfiszierbar ist. Bitcoin ist also nicht nur ein Vermögenswert, sondern senkt weltweit sogar die Hürde, einen solchen besitzen zu können.
Jeder kann Bitcoin besitzen, transferieren und halten. Alles in allem sind das ganz gute Voraussetzungen dafür, das verkäuflichste aller Güter, und somit Geld zu werden.
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