Jedes Unternehmen braucht eine Bitcoin-Strategie: Interview mit Rachel Geyer

An Rachel Geyer kommt man in der deutschen Bitcoin-Szene mittlerweile nicht mehr vorbei, und das ist gut so. Die Power-Frau mit britischen Wurzeln ist Mutter von vier Kindern, Head of Education bei Terahash, Mitbegründerin von Les Femmes Orange und Vice-Chair im Vorstand des EBEA. In diesem Interview lernen wir Rachel besser kennen und erfahren, was sie antreibt, wie sie zu Bitcoin gekommen ist und welche Message sie für Newcoiner hat.

Der Frauenanteil in der Bitcoin-Community ist nach wie vor relativ gering. Laut einer Umfrage von Blockfi, welche im Jahr 2022 durchgeführt wurde, besaßen nur rund 24 % der befragten Frauen Kryptowährungen bzw. Bitcoin. Unsere heutige Interview-Partnerin, Rachel Geyer, möchte dies ändern und bringt Frauen das Thema Bitcoin aktiv näher. Allerdings macht sie noch viel mehr - let's find out!

Rachel im Portrait

Hi, ich bin Rachel! Zu Bitcoin kam ich dank meines ältesten Sohnes im Jahr 2017, aber erst nach langem Studium 2020/21 habe ich das Thema einigermaßen verstanden. Seitdem setzte ich mich zu 100% für Bitcoin ein. Als Mutter von vier Kindern wünsche ich mir für sie eine Zukunft mit einem gesunden Geld. Ich bin in Großbritannien geboren und in Deutschland zu Hause, mit längeren Aufenthalten in China, Dubai und Südafrika zwischendurch. Seit Dezember 2022 arbeite ich für die coolste Bitcoin-only Firma im DACH-Raum - terahash.space.

Zusammen mit einer tollen Truppe an Frauen habe ich im November 2022 Les Femmes Orange gegründet - Bitcoin education made by women, um mehr Frauen für Bitcoin zu begeistern. Zudem bin ich Vice-Chair im Vorstand vom neu gegründeten EBEA (European Bitcoin Energy Association). Zweck des Vereins ist die Wissensvermittlung zum Bitcoin-Mining und seine Wechselwirkungen zur Energieinfrastruktur in der Europäischen Union

Fragen & Antworten

1) Rachel, du bist seit kurzer Zeit eine der umtriebigsten Figuren im deutschsprachigen Bitcoin Space. Woher kommt diese Energie? 

Ich bin Mutter von 4 erwachsenen Kindern - ich möchte, dass sie die gleichen Chancen für die Zukunft haben, wie ich sie hatte, z.B. eine interessante und sinnvolle Arbeit, die Spaß macht. Eine Familie gründen und genießen können. Werte schaffen für eine sichere Zukunft .... Wenn Mütter ihre Kinder beschützen, ist ihre Energie grenzenlos.

2) Du bist ja mittlerweile Fulltime im Bitcoin Space unterwegs. Hast du Tipps, wie man einen Bitcoin-Job abstaubt? 

Put yourself out there. Setze Deine eigenen Skills ein und sei offen für Neues. Lernen, lernen, lernen.

3) Mit Les Femmes Oranges versucht ihr, Bitcoin der Frauenwelt näherzubringen, ein Vorhaben, das wir bei Coinfinity voll und ganz unterstützen. Wie ist euer bisheriges Feedback ausgefallen und wie groß ist der Andrang? 

Wir bekommen überwiegend positive Rückmeldungen. Wir schaffen es tatsächlich, bei unseren Events und Meetups einen Frauenanteil von +/- 70% zu erreichen. Und die Atmosphäre ist ganz anders als bei den üblichen Bitcoin-Events. Ruhiger. Sanfter. Ein Miteinander und Füreinander. Keine Wettkampfveranstaltung, wer ist der Klügste im Raum. Viel Dialog. Geschichten austauschen. Weniger Vorträge. Mehr Workshops, die die Basics abdecken - z.B. wie kaufe ich Bitcoins sicher und wie bewahre ich sie sicher auf?

Wir sind noch ein kleines Organisationsteam, aber wir wachsen langsam. Neben den 2 Hauptveranstaltungen (Winter- und Sommeredition), die wir jährlich im Hotel Princess veranstalten, gibt es seit einem halben Jahr monatliche Meetups in München. Hier ist “Einundzwanzig” mein Vorbild. Was sie mit ihren dezentralen Meetups erreicht haben, ist vorbildlich und ich bin mir sicher, dass das auch ein Hauptgrund dafür ist, warum in der DACH-Region so viel im Bitcoinspace passiert.

Quelle: lesfemmesorange.work

Wir rufen die Frauen auf, ein regelmäßiges Treffen in ihrer Umgebung zu organisieren, um so viele Frauen wie möglich zu erreichen. Das kann alles sein - ein Buchclub, ein Kaffeekränzchen, ein Spaziergang... Und es ist egal, wie viele kommen. Auch zu zweit lässt sich gut plaudern - und langsam wird das Ganze sicher wachsen - spätestens ab Ende 2024!  Es geht nicht um Wissensvermittlung, sondern um Austausch. Erfahrungen teilen. Geschichten erzählen.

Manche (Männer) beschweren sich über les femmes orange, weil sie denken, dass Bitcoin inklusiv ist und les femmes orange Männer ausschließt. Aber das ist nicht unser Ziel. Auch Männer sind bei uns willkommen - in Begleitung einer Frau. Es gibt Männer, die eher über die soziale Schiene zu Bitcoin finden und nicht über die technische, genauso wie es Frauen gibt, die zuerst in die Rabbithole Technologie gefallen sind. Aber das ist nicht die Regel. Für uns ist es aber wichtig, dass der Frauenanteil in der Mehrheit bleibt, sonst fühlen sich manche Frauen unwohl.

Mit der Programmgestaltung versuchen wir, das Interesse der Frauen zu wecken. Frauen erreicht man eher über die emotionale Schiene. Warum brauchen wir Bitcoin? Was hat die Gesellschaft davon? Warum ist es gut für mich? Für meine Kinder? Bei uns stehen Themen wie finanzielle Unabhängigkeit und Selbstbestimmung im Vordergrund. 

Wir wollen, dass sich die Frauen bei uns wohl fühlen, dass sie sich trauen, sich für etwas Neues zu öffnen.  Wir bieten auch die Möglichkeit, dass sich die Frauen bei uns - oft zum ersten Mal überhaupt - auf eine Bühne trauen - in einem wohlwollenden Umfeld mit einem unterstützenden Publikum.

4) Wo können sich interessierte Frauen melden, um teilzunehmen, oder euch kontaktieren zu können? 

Auf unserer Website lesfemmesorange.work gibt es eine Kontakt-E-Mail-Adresse. Dort ist auch angegeben, wie man uns in den sozialen Medien folgen kann. Wir haben eine Telegram-Gruppe mit mittlerweile über 120 Teilnehmern - der Zugang ist ebenfalls auf unserer Website zu finden.

5) Wie kamst du selbst denn zu Bitcoin?

2017 durch meinen Sohn Patrick. Aber erst 2020/21, nach viel Lesen und Podcasts hören, habe ich endlich verstanden, worum es geht. 2022 war mir klar, dass ich für Bitcoin arbeiten muss. Und so kam es.  Zuerst mit einem 3-monatigen unbezahlten Praktikum bei Munich International Mining, das mir sehr viel gebracht hat. Dann kurz meine eigene Firma gegründet, bitcoinpartner.io und im November 2022 habe ich Kris (Gründer von terahash.space) in Plochingen bei Bitcoin im Ländle kennengelernt und 3 Tage später war klar, ich fange Vollzeit bei terahash an.

6) Du bist ja auch das Organisationstalent bei TeraHash, weih uns ein: Was kommt da in naher Zukunft noch alles auf uns zu? 

Terahash ist Anfang Februar 2023 online gegangen - mit den drei Bereichen Energie, Bildung und Events.  Wir sehen uns in erster Linie als Plattform, um der ‘alten Welt’ Bitcoins in all seinen Facetten näher zu bringen. Nach einem halben Jahr wird uns aber immer klarer, dass sich die Kunden in 95 Prozent der Fälle nur für Energie interessieren. Ich bin überzeugt, dass Bitcoin in Europa nur als ‘Energie’-Lösung (zumindest als Teillösung unserer Energieprobleme) akzeptiert und erfolgreich eingesetzt werden wird.  

Seine anderen Qualitäten werden dann erst später zum Tragen kommen. Ich denke, dass es sinnvoll ist, weniger über "Bitcoin als Geld" und mehr über "Bitcoin als Energie" zu sprechen, um mehr Akzeptanz in der EU zu erreichen.

Wir machen gerade einen kleinen Pivot und werden uns in Zukunft auf 2 Hauptbereiche konzentrieren. Energie und Bildung. Wir bauen gerade ein Trainingscenter auf, um qualitativ hochwertige Kurse zu verschiedenen Themen rund um Bitcoin anbieten zu können. Ziel ist es, bis zum Halving alles fertig zu haben, denn wir glauben, dass erst wenn der Preis wieder steigt, das Interesse an Bitcoin wieder geweckt wird.

Gleichzeitig erweitern wir unsere Produktpalette im Energiebereich - hier sehen wir uns in erster Linie als Dienstleister, egal ob die Kunden schlüsselfertige Lösungen suchen oder Bitcoin Mining eher als Investment sehen. Mehr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht verraten. Q1/Q2 2024 wird aber auf jeden Fall sehr spannend bei Terahash.

7) Ihr beschäftigt euch dort auch viel mit Bitcoin-Mining. Siehst du hier in den letzten Monaten eine Trendwende im Narrativ? Hast du das Gefühl, dass sich nach Berichten wie dem von KPMG der Wind im Umfeld der Unternehmen gedreht hat?

Das sehen wir auch so. Und wir glauben, dass wir auch ein bisschen dazu beitragen konnten, dieses Narrativ in Deutschland zu verändern. Terahash ist Teil einer Unternehmensgruppe, der Kläger Group, die es seit 70 Jahren gibt.  Ein ganz normaler deutscher Mittelständler, den Kris in der dritten Generation führt. Das gibt einfach Vertrauen. Wir haben von Anfang an die Neugierde unseres Umfeldes gespürt. Es waren schon Fernsehteams und Medienteams bei uns zu Besuch, die dann zu unserer Freude sachlich korrekt über Bitcoin Mining berichtet haben und nicht die negativen Artikel, die man sonst so kennt.  

Bisher haben uns auch Vertreter von 3 politischen Parteien besucht. Bei uns ist jeder willkommen, der sich über Bitcoin und/oder Bitcoin Mining informieren möchte.

Wir haben bei uns ein Energy Lab aufgebaut, wo wir ASIC-Miner (die Computer, die Bitcoin schürfen) von verschiedenen Herstellern und Typen testen, um ihre individuellen Qualitäten zu testen - z.B. wie effizient sie Wärme erzeugen. Wie viel Rechenleistung haben sie? Dieses Wissen können wir dann an unsere Kunden weitergeben, damit sie die richtige Lösung für ihre Bedürfnisse finden.

Das Lab wirkt wirklich Wunder - man merkt wirklich bei jedem, der bei uns eine Führung durch das Lab macht, diesen ‘Aha-Moment’, wo es dem Besucher plötzlich klar wird:  Bitcoin Mining ist gar nicht so schlimm. Das sind ganz normale Rechenzentren. Nichts Schmutziges. Auch nichts lautes, solange man wassergekühlte oder Immersionsminer einsetzt. Aber es sind Rechenzentren, die viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Rechenzentren haben, dank ihrer Flexibilität, in kürzester Zeit an- und abgeschaltet werden zu können. Im Gegensatz z.B. zu Google Servern oder K.I. Servern, die für ihre Kunden immer laufen müssen.

8) Wenn du nur einen Satz hast, wie würdest du einen Unternehmer davon überzeugen, sich mit Bitcoin zu beschäftigen? 

Jedes Unternehmen wird eine Bitcoin-Strategie haben müssen, um relevant zu bleiben, die Frage ist nur wann - am besten, man verpasst den Zug nicht.

9) Was würdest du Menschen ans Herz legen, die sich noch nicht so tiefgreifend mit Bitcoin beschäftigt haben?  

Die meisten Leute, die sich noch nicht mit Bitcoin beschäftigt haben, sagen, dass sie keine Zeit dafür haben.  Das kann ich auch verstehen - vor allem bei Frauen mit kleinen Kindern und vielleicht noch einem Nebenjob.  Aber ich denke, man kann es sich einfach nicht leisten, keine Zeit dafür zu finden.  Dein zukünftiges Ich wird es dir danken.

Die Coinfinity Bitcoin App ist da! Stay humble, stack sats.