Ein Essay von Andreas Kratzer, Landwirt, Unternehmer und Bitcoiner
Die Qualität von Lebensmitteln war lange Zeit Ausdruck von Kultur, Nähe und Verantwortung. Wer wie wir Lebensmittel handwerklich und regional erzeugt, weiß: Es geht um mehr als Nährwert – es geht um Vertrauen, um Vielfalt, um Identität. Doch in den letzten Jahren ist uns klar geworden, dass dieser Weg – so aufrichtig und sinnvoll er uns erscheint – in einer Fiat-Welt strukturell benachteiligt ist.
Die Frage, die mich zunehmend beschäftigt, ist: Welche Auswirkungen hat eine hohe Inflation auf einen Bauernhof, der seine Produkte in seinem Hofladen verkauft. Das Jahr 2022 lieferte uns darauf die erste klare Antwort – und sie war ernüchternd..
Inflation bevorzugt Größe, nicht Diversität und Dezentralität. In einem System mit anhaltender Geldentwertung steigen die Kosten – und große, effiziente Betriebe können diesen Druck durch Skaleneffekte besser abfedern. Das wäre auch in einem Bitcoin-Standard nicht grundsätzlich anders. Der entscheidende Unterschied: In einem freiheitlichen Geldsystem verfügen die Menschen voraussichtlich über mehr freies Einkommen – und vor allem über mehr Bewusstsein für Qualität, Herkunft und echten Wert. Heute hingegen spielt Kultur, Nähe und Verantwortung in der Lebensmittelerzeugung immer weniger eine Rolle – nicht, weil es den Menschen egal ist, sondern weil das Fiat-System sie dazu zwingt, vor allem auf den Preis zu schauen.
Besonders gravierend sind die Lohnkosten – denn in ihnen stecken zahlreiche schwarze Löcher, mit denen ein marodes System am Leben gehalten wird: Rente, Kranken- und Pflegeversicherung. Ich gehe davon aus, dass dieser Kostenblock deutlich stärker steigen wird als die offiziell gemessene Inflation.
Eine große Hähnchenschlachterei wendet 2,7 min. Arbeitszeit für ein Hähnchen auf, von der Abholung beim Landwirt bis zur Rechnungsstellung für den Kunden. Diese Zeit braucht ein Direktvermarkter um die Hähnchen in seinen Laden einzuräumen.
Auf der anderen Seite sinkt durch die Inflation die Kaufkraft unserer Kunden. Wie kann der Kunde bei steigenden Kosten am leichtesten Einsparungen treffen. Das Einfachste ist, wenn er im Supermarkt die unteren Regalreihen bevorzugt. Ein Ei für 50ct sieht gleich aus, wie ein Ei für 20ct. Wenn er Glück hat, schmeckt es auch noch gleich.
Wir haben früh erkannt, dass sich die ökonomischen Spielregeln grundlegend verschoben haben – und dass unser bisheriger Weg in einem inflationären Umfeld langfristig an Grenzen stößt. Dass mittlerweile 5 % des Bruttoinlandsprodukts für Rüstung vorgesehen sind, ist kein Betriebsunfall, sondern Ausdruck einer Prioritätensetzung, die für produktive Menschen wie uns keine Zukunft bietet. Warum sollten wir unsere Energie in ein System investieren, das damit Waffen kauft, Umverteilung finanziert und Bürokratien mästet? Wie John Galt in Atlas Shrugged habe ich entschieden, meine Energie nicht länger einem System zur Verfügung zu stellen, das mich schwächt, während ich es selbst mäste. Stattdessen investiere ich in das, was Bestand hat – in echte Werte, neue Strukturen und eine freie Zukunft.
Aus diesem Verständnis heraus bauen wir unseren Bauernhof derzeit konsequent um – nicht aus Not, sondern aus Weitsicht. Unser Betrieb läuft operativ sehr gut, wir schreiben schwarze Zahlen, die Nachfrage ist da. Doch gerade weil wir wirtschaftlich gesund sind, können wir es uns erlauben, vorausschauend zu handeln. Wir haben uns entschieden, alle 12 Mitarbeitenden zu kündigen. Nicht aus Resignation, sondern weil wir beweglicher werden wollen. Unser Betrieb passt einfach nicht mehr zu einer Welt, in der die Kaufkraft schwindet und immer mehr Menschen gezwungen sind, vor allem auf den Preis zu schauen.
Mit unserer Nudelmanufaktur hofladen-kratzer.de konnten wir nie – und wollten wir auch nie – mit industrieller Massenware konkurrieren. Doch genau diese Art von Vergleich wird für viele zur wirtschaftlichen Notwendigkeit. Die Geldillusion trifft gerade Betriebe wie unseren mit voller Wucht: Die Kosten steigen, gleichzeitig schrumpft das Kapital unserer Kundschaft. Und da wir in einem Bereich tätig sind, in dem Kunden sofort Geld sparen, wenn sie zur günstigeren Alternative greifen, sehe ich derzeit keine echten Wachstumschancen im bisherigen Modell.
Was wir jetzt aufbauen, ist kein Rückzug, sondern ein Reboot. Ich möchte einen Betrieb, der kleiner, wendiger und widerstandsfähiger ist. Weniger Bürokratie, mehr Substanz. Kein Wachstumsdogma mehr – sondern Strukturen, die in beide Richtungen offen sind: Hochfahren, wenn sich Chancen bieten. Herunterfahren, wenn die Umstände es verlangen. Und vor allem: unabhängig bleiben – so weit es eben möglich ist.
Sicherlich wäre mir dieser Schritt sehr viel schwerer gefallen, wenn ich Bitcoin nicht kennengelernt hätte. Vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung falsch. Aber ich, ein kleiner bayerischer Bauer mit einer Nudelmaschine und einem Gefühl für Geld, habe in den letzten fünf Jahren vermutlich die Performance der meisten Hedgefonds geschlagen – ganz ohne Bloomberg-Terminal. Und ja, diese Rendite ist wichtig – aber nicht, weil es mir um schnellen Gewinn geht. Sie gibt mir die Unabhängigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Sie ermöglicht mir die Freiheit, nach meinen Werten zu wirtschaften, statt mich einem System zu beugen, das Leistung bestraft und Abhängigkeit belohnt.
Die meisten würden sagen: Das Risiko ist viel zu hoch. Doch wer sich so viel mit Bitcoin beschäftigt hat, beginnt, Risiko neu zu definieren. Für mich fühlt sich diese Entscheidung mit jedem Moment richtiger an. Es erlaubt mir, das zu tun, was ich im alten System längst verlernt hatte: das Hamsterrad anzuhalten, durchzuatmen, nachzudenken und wieder von vorn zu beginnen.
Andreas Kratzer ist leidenschaftlicher Landwirt, Unternehmer und Bitcoiner.
Twitter / X
Hofladen Kratzer
Tasty Bitcoin
Gewinne eine von 5 Tasty Bitcoin Nudeln deiner Wahl.
1. Folge den X-Accounts von Coinfinity und Tasty Bitcoin
2. Kommentiere, wem du eine Pasta Box (zum Orange-pillen) schenken würdest
Das Gewinnspiel endet am Montag, den 07. Juli, um 21:21 Uhr. Die Gewinner werden am folgenden Tag bekannt gegeben.
Disclaimer: Die in den Gastbeiträgen geäußerten Ansichten und Informationen sollten nicht als finanzielle Beratung interpretiert werden. Es ist wichtig zu beachten, dass Coinfinity nicht zwangsläufig die gleichen Positionen und Auffassungen wie in den hier bereitgestellten Inhalten vertritt.