Die Geldmenge M2 des US-Dollars ist seit 2020 um mehr als 30% gestiegen. Die Ausweitung der Gesamtmenge an Fiat-Geld führt zwangsläufig zu Preissteigerungen in allen Bereichen. Es gibt jedoch einige Phänomene, die gewollt oder ungewollt dafür sorgen, dass die Preissteigerungen als Folge der Geldmengeninflation oft lange Zeit unbemerkt bleiben oder nur sehr verzögert eintreten.
Zum einen gibt es Phänomene, die von produzierenden Unternehmen verursacht werden, die leider gezwungen sind, ihre gestiegenen Einkaufspreise in irgendeiner Form an den Endkunden weiterzugeben. Andererseits gibt es Phänomene, die durch Faktoren wie staatliche Eingriffe in den Markt oder technologische Entwicklungen beeinflusst werden.
Im Folgenden wird auf einige dieser Phänomene hingewiesen. Dies kann helfen, die langfristigen Auswirkungen der Geldmengenausweitung auf Preise und Kaufkraft besser zu verstehen.
Vor allem Hersteller von Produkten für Endkunden greifen zunehmend auf Strategien zurück, um steigende Kosten auszugleichen, ohne die Preise offensichtlich zu erhöhen. Diese Methoden zielen darauf ab, Margen zu sichern, ohne dass Verbraucher die Veränderungen sofort bemerken. Eine einfache Preiserhöhung ist oft schwerer am Markt durchzusetzen, ohne dabei Kunden zu verlieren.
Skimpflation bezeichnet die schleichende Verschlechterung der Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung bei unverändertem Preis. Sie ist oft schwieriger zu erkennen als direkte Preiserhöhungen, da die Veränderungen subtil sind und die Verbraucher die Qualitätsminderung oft erst später oder gar nicht bemerken. In einer statistischen Berechnung des Preisniveaus, wie z.B. dem Konsumentenpreisindex, bleibt die Verschlechterung in der Regel unbemerkt und verzerrt so die gestiegenen Kosten für ein eigentlich gleiches Produkt.
Beispiel: Vor einigen Jahren war es noch üblich, dass auf Mittelstreckenflügen eine Mahlzeit im Preis inbegriffen war. Heute müssen die Fluggäste für Speisen und Getränke extra bezahlen, obwohl der Ticketpreis nicht entsprechend gesenkt wurde.
Shrinkflation bezeichnet den Prozess, bei dem Hersteller die Größe oder Menge eines Produkts verringern, während der Preis unverändert bleibt. Auf diese Weise findet eine versteckte Preiserhöhung statt, die für den Verbraucher auch nicht sofort ersichtlich ist.
Beispiele: Bei Chipstüten, Zahnpasta oder Toilettenpapier fällt das Schrumpfen des Produktes oder der Produktmenge nicht so auf. Bei Produkten, die für eine bestimmte Form oder Größe bekannt sind, wie z.B. die Toblerone-Schokolade, fällt die Reduktion dagegen deutlicher auf. Aber auch nur, wenn man aktiv einen Vorher-Nachher-Vergleich durchführt (siehe Bild).
Tipflation bezeichnet den zunehmenden Trend zu höheren und häufigeren Trinkgeldangeboten im Dienstleistungssektor, insbesondere durch digitale Bezahlsysteme. Diese Systeme zeigen oft standardisierte Trinkgeldoptionen von 20 % oder mehr an, was den sozialen Druck erhöht, mehr zu geben, selbst in Situationen, in denen Trinkgeld normalerweise nicht erwartet wurde. Dieser Trend betrifft vor allem in den USA viele Bereiche, wie Restaurants, Cafés, Lieferdienste und sogar Take-aways, in denen Trinkgeld früher eher unüblich war. Der Preis für das eigentliche Produkt bleibt auf dem Papier gleich, aber durch den gefühlten Druck, mehr oder überhaupt ein Trinkgeld geben zu müssen, können die verkaufenden Unternehmen die gestiegenen Kosten decken.
Man könnte also durchaus argumentieren, dass die Ausweitung der Geldmenge einige Unternehmen unter Druck setzt und vielleicht auch an einigen Stellen fast dazu zwingt, unehrlich zu agieren. Sie sind immerhin diejenigen, die als erste gegenüber der breiten Bevölkerung einen höheren Preis geltend machen müssten.
Im Gegensatz dazu stehen Phänomene, die durch staatliche Eingriffe oder technologische Entwicklungen verursacht werden. Diese Faktoren beeinflussen die Preisbildung und die allgemeine Wahrnehmung der Inflation, unabhängig von den Produzenten.
Technologische Deflation bezeichnet den Prozess, bei dem technologischer Fortschritt, Spezialisierung und Arbeitsteilung die Produktionskosten senken, wodurch die Preise trotz einer steigenden Geldmenge stabil bleiben oder sogar sinken, während manchmal sogar die Qualität steigt.
Bereits eine durchschnittliche Effizienzsteigerung der Produktionsverfahren von 1-2 % pro Jahr durch technologischen Fortschritt würde langfristig für sinkende Preise sorgen, wird jedoch durch das Inflationsziel u.a. der EZB von 2 % in etwa ausgeglichen. Tatsächlich liegt das Geldmengenwachstum in Prozent häufig sogar weit über den mit Hilfe des Verbraucherpreisindexes abgeleiteten 2 %, wodurch der technologische Fortschritt vollständig neutralisiert und durch noch höhere Inflationsraten sogar überkompensiert wird. Das bedeutet, einige Produkte werden teurer, obwohl es effizienzsteigerungen in der Produktion gab.
Bei Festplatten wird die technologische Deflation besonders deutlich. Die Preise sind über die Jahrzehnte massiv gefallen, während die Speicherkapazität exponentiell gestiegen ist - ein klassisches Beispiel für das Mooresche Gesetz.
Trotz deutlicher Preisrückgänge in technologiegetriebenen Bereichen wie Festplatten werden diese Fortschritte in anderen Lebensbereichen, insbesondere bei den Vermögenswerten, durch die allgemeine Inflation wieder aufgezehrt, so dass die Einsparungen für die Verbraucher im Sinne einer Erhöhung des frei verfügbaren Einkommens nach Fixkosten oft gar nicht vorhanden sind. Langfristig scheint in einem inflationären System das frei verfügbare Einkommen sogar zu sinken, wenn es in härteren Assets wie z.B. Gold und nicht in Euro gemessen wird.
Als Vermögenspreisinflation bezeichnet man den Preisanstieg von Vermögenswerten wie Immobilien, Aktien und Anleihen. Sie tritt häufig unbemerkt auf, da sich die Preissteigerungen vor allem auf langfristige Investitionen und nicht im täglichen Konsum niederschlagen. Niedrige Zinsen und eine Ausweitung der Geldmenge begünstigen diese Entwicklung, da Kapital günstig aufgenommen und in Vermögenswerte investiert wird, um dem Kaufkraftverlust der nationalen Währung zu entfliehen.
Besonders deutlich wird dies am Immobilienmarkt, wo Wohnraum immer teurer und für viele Menschen unerschwinglich wird. Immobilien dienen zunehmend als Wertaufbewahrungsmittel, was die Preise weiter in die Höhe treibt und bezahlbaren Wohnraum verknappt. Dadurch vergrößert sich die Kluft zwischen Arm und Reich - ein Vorgang, der als Cantillon-Effekt bekannt ist.
Der bereits erwähnte Verbraucherpreisindex (VPI) wird (z.B. in Deutschland) vom Statistischen Bundesamt erhoben und misst die durchschnittliche Preisentwicklung eines definierten Warenkorbs, der rund 650 Waren und Dienstleistungen umfasst. Er wird seit kurz vor dem Ersten Weltkrieg zur Berechnung der Inflation und zur Beurteilung der Kaufkraft der Währung verwendet.
Probleme ergeben sich jedoch bei der Auswahl der Güter, da der Warenkorb nicht alle Preissteigerungen abdeckt. Insbesondere Vermögenswerte wie Immobilien und Aktien sowie qualitative Veränderungen von Produkten (z.B. schlechtere Qualität bei gleichem Preis) werden oft nicht in die Berechnung einbezogen. Dadurch kann der VPI die tatsächliche Inflation verzerren und ein unvollständiges Bild der Preisentwicklung vermitteln.
Das führt dazu, dass Menschen das Problem anhand des eigenen Geldbeutel zwar wahrnehmen, aber das Gefühl haben sie irren sich, da “offizielle Zahlen” wesentlich weniger brisant sind als die eigene Wahrnehmung es ist.
Preisbremsen durch staatliche Verordnungen sind Interventionen, bei denen die Regierung die Preise bestimmter Güter und Dienstleistungen kontrolliert, um Preisschocks zu verhindern und so die Preiserhöhungen für die Verbraucher zu dämpfen. Solche Maßnahmen betreffen häufig lebenswichtige Güter wie Mieten, Energie oder Grundnahrungsmittel, bei denen ein rascher Preisanstieg zu sozialen Ungleichheiten oder wirtschaftlichen Problemen führen könnte. Dadurch bleibt die Inflation im Alltag scheinbar niedrig, da der Preisanstieg in diesen regulierten Bereichen verlangsamt oder gestoppt wird. Diese Preisbremsen verursachen jedoch enorme Opportunitätskosten und oft auch massive Probleme. Die Ressourcen, die für die Regulierung oder Subventionierung dieser Güter aufgewendet werden, könnten anderweitig verwendet werden, z.B. für Investitionen in Bildung, Infrastruktur oder andere Wachstumsprojekte. Unternehmen, die durch Preisbremsen gezwungen werden, ihre Preise unter dem Marktwert zu halten, verlieren zudem die Möglichkeit, in Innovationen oder Verbesserungen zu investieren, da sie ihre Kosten nicht vollständig decken können. Oft verschwinden die von Preisbremsen betroffenen Produkte sogar ganz vom Markt, weil sie niemand mehr kostendeckend verkaufen kann. Bei Gütern wie Wohnraum, Energie und Lebensmitteln sind die Folgen verheerend. Kurzfristige "Vorteile" werden so nicht nur mit dem Verzicht auf langfristige wirtschaftliche Chancen erkauft, sondern auch mit der Inkaufnahme massiver und teilweise lebensbedrohlicher Versorgungsengpässe.
Ein weiteres Instrument der staatlichen Preisbeeinflussung sind zudem gezielte Steuersenkungen. So wurde der Benzinpreis für Endkunden im Jahr 2022 durch den "Tankrabatt" kurzfristig um rund 35 Cent pro Liter gesenkt. Während solche Maßnahmen als Entlastung dargestellt werden, verschleiern sie nicht nur einen Preisanstieg des Guts, sondern es ist oft auch wenig bekannt, dass der tatsächliche Produktpreis ohne die üblichen staatlichen Abgaben deutlich niedriger wäre - bei Kraftstoffen machen Steuern oft mehr als 50 Prozent des Endpreises aus. Ähnliches gilt für Strom, wo der reine Produktionspreis nur einen Bruchteil des Endkundenpreises ausmacht.
Die beschriebenen Phänomene wie Shrinkflation, Skimpflation und Tipflation zeigen, wie Preissteigerungen aufgrund von Geldmengeninflation oft subtil und unbemerkt bleiben. Häufig finden sie dadurch auch keinen Einzug in den offiziellen Verbraucherpreisindex. Diese Verzögerung oder Verschleierung führt dazu, dass die Verbraucher die Auswirkungen der Inflation erst spät oder gar nicht bemerken, obwohl ihre Kaufkraft langsam aktiv schwindet. Unternehmen stehen unter Druck, ihre höheren Kosten weiterzugeben, während weitere staatliche Eingriffe und paralleler technologischer Fortschritt die Verwirrung noch verstärken, indem sie das tatsächliche Preisniveau verschleiern und verzerren.
Bitcoin bietet hier eine klare Alternative. Mit seiner festgelegten Obergrenze von 21 Millionen Bitcoin ist es vor der willkürlichen Geldmengenausweitung geschützt, die für Fiat-Währungen typisch ist. Im Falle einer weltweiten Adoption würde Bitcoin wahrscheinlich als eine Art Urmeter der Preiskalkulation dienen, an dem sich das Preisverhalten klar ablesen ließe. Darüber hinaus würde eine feste Geldmenge keinen Druck auf Unternehmen ausüben, Preiserhöhungen durchzusetzen, sondern eher den Wettbewerb fördern, wer die Preise schneller senken kann. Bitcoin bietet ein transparentes, zensurresistentes und sicheres System, das langfristig dem Kaufkraftschwund entgegen wirken kann, indem es eine stabile und kalkulierbare Geldpolitik verfolgt. Damit ist Bitcoin sicherlich eine wertvolle Alternative zu uns bekannten inflationären Fiat-Systemen.