Bitcoin für Frauen: Ein Weg zur finanziellen Ermächtigung und Gleichstellung

"Der Zugang zu Bitcoin kann systemische Ungleichheiten wie die finanzielle Geschlechterkluft ausgleichen. Das Bitcoin Protokoll bietet eine Chance für alle, die heute unter unserem Finanzsystem leiden. Bitcoin kann Frauen ermächtigen und ihnen bei der Familienplanung nie zuvor existierende Möglichkeiten sowie Sicherheit bringen, auch in Deutschland." - Ein Gastbeitrag von Theresa Rehlingen-Prinz.

Viele Menschen irren, wenn sie annehmen, dass Frauen im Westen, insbesondere in Deutschland, die selben Möglichkeiten wie Männer haben. Zwar mag die Ungleichheit auf den ersten Blick nicht offensichtlich sein, doch bei genauerer Betrachtung wird sie deutlich. In Deutschland  haben Frauen  zwar die Möglichkeit, ohne Hindernisse Bildung zu erhalten, ein Bankkonto zu eröffnen und zu arbeiten. Dies stellt zweifellos eine hart erkämpfte Grundlage dar. Allerdings kann aufgrund von Stigmatisierung, Generationen von ungleicher Erziehung und einer Vielzahl anderer Faktoren,  auf die ich später eingehen werde und die systembedingt sind, nur wenig darauf aufgebaut werden. Die finanzielle Kluft zwischen Männern und Frauen hat viele Ursachen, und ich bin überzeugt, dass Bitcoin dazu beitragen kann, sie zu schließen.

Einfluss der Geschichte auf das Verhalten beim Vermögensaufbau von Frauen

Die finanzielle Ungleichheit zwischen Frauen und Männern ist ein multidimensionales Problem, jedoch hat die Geschichte einen bedeutenden Einfluss auf das aktuelle Vermögensaufbau Verhalten von Frauen. Die Rechte von Frauen waren über einen erheblichen Zeitraum der Geschichte eingeschränkt. Man sollte nicht vergessen, dass Frauen erst vor 61 Jahren in Deutschland die Möglichkeit erhalten haben, Bankkonten zu eröffnen, und daher deutlich weniger Erfahrung im Umgang mit dem Vermögensaufbau sammeln konnten.

Die Studie "Fearless Woman: Financial Literacy and Stock Market Participation" von Bucher-Koenen et al. (2021) untersucht drei Hauptgründe für finanzielle Geschlechterungleichheit: finanzielle Eingliederung, geschlechtsspezifisches Finanzwissen und das Selbstvertrauen von Frauen. Das Ergebnis war, dass Frauen weniger wissen als Männer, jedoch mehr, als sie von sich selbst denken. Über ein Drittel der geschlechtsspezifischen Finanzwissensunterschiede lassen sich auf Selbstvertrauens Unterschiede zurückführen. Finanz-Bildungsprogramme könnten helfen, die Wissenslücke zu schließen. Doch trotz Verbesserungen bleibt eine geschlechtsspezifische Kluft bestehen, solange Unterschiede im Selbstvertrauen fortbestehen.

Fürsorge- und Pflegeaufgaben: Einfluss auf Einkommen und Sparfähigkeit

Weitere Gründe für die finanzielle Geschlechterkluft sind zum Beispiel, dass Frauen häufig in durchschnittlich schlechter bezahlten Branchen wie beispielsweise in sozialen Berufen und Pflege arbeiten. Hinzu kommt, dass Frauen oft Karriereunterbrechungen und/oder Teilzeitbeschäftigung verfolgen, um ihre Kinder zu erziehen oder Angehörige zu pflegen. Dies kann sich negativ auf ihre berufliche Entwicklung und finanzielle Unabhängigkeit auswirken. Berechnungen der Internationalen Arbeitsorganisation ergaben, dass 42 Prozent aller Frauen, aber nur 6 Prozent der Männer im erwerbsfähigen Alter aufgrund von Fürsorge- und Pflegeaufgaben keiner Erwerbsarbeit nachgehen.

Ohne regelmäßiges und vor allem ausreichendes Einkommen lässt sich Geld schwer sparen, besonders wenn dieses kontinuierlich an Wert verliert. Bitcoin kann bei unregelmäßigem Einkommen helfen, da wenn das bereits erwirtschaftete Einkommen in Bitcoin gespart wird, langfristig an Kaufkraft zunimmt. Dazu später mehr.

Quelle: Statista Juni 2022 - Anteil von Frauen und Männern in verschiedenen Berufsgruppen

Rentenlücken, Geschlechterstereotype und die Rolle von Bitcoin in der finanziellen Unabhängigkeit

Rentenlücken sind auch ein großer Faktor für die finanzielle Geschlechterungleichheit. Frauen haben aufgrund von Karriereunterbrechungen und Teilzeitarbeit meist niedrigere Rentenansprüche als Männer. Dies kann im Alter zu finanziellen Herausforderungen führen. Des Weiteren erschweren Geschlechterstereotype den potenziellen Vermögensaufbau von Frauen. Traditionelle Geschlechterrollen, Prägungen und Stereotypen können dazu führen, dass Frauen als weniger fähig in finanziellen Angelegenheiten angesehen werden. Daraus resultiert, dass Frauen weniger in finanzielle Bildung investieren oder sich weniger aktiv in finanziellen Entscheidungsprozessen engagieren, wie die Studie „Fearless Woman“ bestätigte.

Bitcoin als Alternative

Bitcoin kann das ändern. Für ein unabhängiges, freies Leben müssten Frauen sich eine Alternative zu dem heutigen, von Männern designten Fiat-System suchen. Wenn Frauen ihre Einnahmen in Bitcoin sparen würden, könnten sie ihr Geld langfristig vor Wertverlust schützen. Bitcoin agiert als digitaler Wertspeicher mit der Möglichkeit zur sicheren Verwahrung und vor allem erstmals in Krisenzeiten allein über sein Vermögen zu verfügen. Solange die Bitcoin Halterin sich ihre Seed-Phrase merkt, kann sie bei einem Verlust oder Diebstahl ihres Wallets jederzeit wieder auf ihre Bitcoin zugreifen. Der Seed-Phrase ist eine Aneinanderreihung von mehreren Wörtern, die entweder aus 12 oder 24 Wörtern bestehen und als Backup dienen. Wenn man sich moderne Scheidungsraten anschaut, wie beispielsweise im Jahr 2021, lag die Scheidungsrate von Ehen in Deutschland bei rund 39,9 Prozent. Das bedeutet, dass auf drei Eheschließungen etwa eine Scheidung kam. Eine Frau sollte deshalb, während sie Einnahmen hat, dringend sparen, um für sich selbst sorgen zu können, falls es zu einer Scheidung kommt.

Heute fehlt es Familien oft an Zeit zusammen, da es meistens nicht reicht, dass ein Elternteil Vollzeit arbeitet. Unter einem Bitcoin Standard müssten Eltern ihre Kinder nicht mehr in Obhut anderer geben, um sich eine Familie leisten zu können. Der Bitcoin Standard ist ein hypothetisches Währungssystem, in dem Bitcoin die Weltreservewährung ist und primär genutzt wird, um Werte zu speichern, internationale Zahlungen abzuwickeln und die Währungen der einzelnen Länder zu stützen. Da Bitcoin’s Wert durch globale Adaption und Knappheit zunimmt, würde das Gehalt, das in Bitcoin gespart wird, langfristig an Kaufkraft zunehmen. “Zeit ist Geld” und deswegen bedeutet in Bitcoin zu sparen, mehr Zeit (mit der Familie).

Das Gehalt eines Elternteils in Bitcoin, dessen Wert durch globale Adaption und Knappheit zunimmt, würde der Familie zugutekommen. Sollte der Partner, der sich um die Kindererziehung kümmert, sein vorheriges Gehalt in Bitcoin sparen, profitiert dieser von all denen, die ihre fortwährenden Löhne/Werte in Bitcoin sparen. Das nützt der Familie und demjenigen, der vorübergehend nicht erwerbstätig sein kann.

Bitcoin als Vorbereitung auf Fluchtszenarien bei häuslicher Gewalt

Ein weiterer Grund, warum Bitcoin für Frauen so wichtig sein kann, ist häusliche Gewalt. Laut eines kürzlich erschienenen MDR Reports gab es allein im Jahr 2022 160.000 Fälle von Partnerschaftsgewalt. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt, etwa jede vierte Frau mindestens einmal durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Trotzdem fehlen ca. 14.000 Frauenhaus-Plätze – und rund ein Viertel der Bewohnerinnen müssen für ihren Platz bezahlen. Viele Frauen können sich das nicht leisten und entkommen der häuslichen Gewalt deswegen nur schwer.

Würden Frauen ihr Geld in Bitcoin sparen, könnten sie es so sicher verwahren, dass kein Dritter darauf zugreifen könnte. Mit Bitcoin könnten sie sich finanziell gesehen optimal auf eine Flucht vorbereiten. Ich habe darüber nachgedacht, was es für einen vergleichbaren Wertespeicher für Frauen auf der Flucht gibt, und bin zu keiner mit Bitcoin konkurrierenden Antwort gekommen. Bargeld kann leicht abgenommen werden und muss gegebenenfalls über Grenzen hinweg für andere Währungen getauscht werden. Gold ist schwer zu transportieren und  leicht zu beschlagnahmen. Immobilien sind nicht zu bewegen. Aktien erfordern viel Zeit und Expertise, es herrscht ein Drittparteien Risiko und deren Erfolg, deren Erfolg, ähnlich wie ETF’s sind stark an das geopolitische und insbesondere makroökonomische Geschehen gebunden. Keiner der verglichenen Werte konnte mit den Vorteilen von Bitcoin mithalten. 

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bitcoin eine technologische Innovation darstellt, die das Potenzial hat, tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen im Bereich der finanziellen Geschlechterungleichheit herbeizuführen. Die vielschichtigen finanziellen Herausforderungen, denen Frauen gegenüberstehen, könnten durch Bitcoin als transformative Kraft adressiert werden.

Die Möglichkeit, finanzielle Ressourcen in einer dezentralen Währung zu speichern, eröffnet Frauen neue Perspektiven für persönliche und finanzielle Sicherheit. Der hypothetische Bitcoin-Standard könnte nicht nur die Dynamik in Familien positiv verändern, sondern auch die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen stärken, insbesondere im Kampf gegen die geschlechtsspezifische Lohnlücke, Renten-Ungleichheit und häusliche Gewalt. Die begrenzten Frauenhausplätze und die alarmierenden Daten zu häuslicher Gewalt unterstreichen die Dringlichkeit, Lösungen zu finden. Bitcoin bietet Frauen nicht nur die Möglichkeit, ihre finanziellen Ressourcen zu schützen, sondern auch, sich auf eine Flucht vor häuslicher Gewalt vorzubereiten und diese auszuführen.

In der Zukunft könnte die Adaption von Bitcoin nicht nur den individuellen Vermögensaufbau beeinflussen, sondern auch gesellschaftliche Strukturen transformieren und Frauen weltweit eine echte finanzielle Selbstbestimmung ermöglichen. Die Hoffnung bleibt, dass die Diskussion über die Rolle von Bitcoin im Kontext der Geschlechtergerechtigkeit voranschreitet und innovative Lösungen hervorbringt, um Frauen und damit die Gesellschaft in allen Lebensbereichen zu stärken.

Über die Autorin

Theresa Rehlingen-Prinz ist deutsche Kommunikationsberaterin im Bereich Wirtschaft und freie Journalistin für das Finanzmagazin Zaster. Außerdem engagiert sie sich als Mitglied von Les Femmes Orange für die finanzielle Freiheit von Frauen durch Bitcoin.

Disclaimer: Die in den Gastbeiträgen geäußerten Ansichten und Informationen sollten nicht als finanzielle Beratung interpretiert werden. Es ist wichtig zu beachten, dass Coinfinity nicht zwangsläufig die gleichen Positionen und Auffassungen wie in den hier bereitgestellten Inhalten vertritt.