Ich hatte kürzlich die einmalige Gelegenheit, das abgelegene und faszinierende Königreich Bhutan zu besuchen. Bhutan – eingeklemmt zwischen Indien im Süden und China im Norden – ist für seine atemberaubende Landschaft im Himalaya und seine tief verwurzelte buddhistische Tradition bekannt. Es ist schwer zu erreichen, wenig industrialisiert und stark von Landwirtschaft geprägt. In diesem abgelegenen Land fand jedoch etwas Überraschendes statt: Bhutan hat eine ernsthafte Bitcoin-Strategie entwickelt, und das war der Hauptgrund für meine Reise.
Ich war im Zuge des Bhutan Innovation Forums dort, die größte Konferenz, die Bhutan je gesehen hat. Hier hielt ich einen Vortrag über Bitcoin und Blockchain und war Teil einer kleinen, inoffiziellen Delegation deutschsprachiger Bitcoiner. Als ich ankam, war ich neugierig, warum Bhutan – ein Land, das stark auf Tradition und Spiritualität setzt – sich so ernsthaft mit Bitcoin beschäftigt.
Der Grund ist einfach: Bhutan hat 100 % erneuerbare Energie durch Wasserkraft. Der junge König hat erkannt, dass Bitcoin-Mining eine Möglichkeit bietet, diese Energie zu nutzen, um Kapital für das Land zu generieren. Heute exportiert Bhutan einen großen Teil seines Stroms nach Indien, aber durch Bitcoin-Mining kann das Land seine Wasserkraft weiter ausbauen und gleichzeitig unabhängiger werden.
In den letzten zwei Jahren hat Bhutan mehr als 500 Millionen Dollar in Bitcoin-Mining investiert – eine gewaltige Summe für ein Land mit nur etwa 3 Milliarden Dollar jährlichem Bruttoinlandsprodukt. Über 150 Menschen arbeiten mittlerweile für den Staatsfonds an der Mining-Infrastruktur, und Bhutan hat sich sogar mit dem Mining-Unternehmen Bitdeer zusammengetan, um die Kapazitäten weiter auszubauen.
Was mich besonders beeindruckt hat, ist die nachhaltige Herangehensweise Bhutans. Das Land ist „carbon-negative“, was bedeutet, dass es mehr CO2 aus der Atmosphäre entfernt, als es produziert. Für ein Land wie Bhutan, das extrem umweltbewusst ist, passt Bitcoin-Mining erstaunlich gut. Es zeigt, dass das oft kritisierte Mining mit der richtigen Energiequelle sogar eine positive Wirkung haben kann.
Während meiner mehrtägigen Reise besuchte ich auch das geplante Projekt Gelephu Mindfulness City. Diese neue Stadt soll Bhutan stärker an die Außenwelt anbinden und gleichzeitig die Balance zwischen Tradition und Fortschritt wahren. Ein neuer internationaler Flughafen soll den Zugang erleichtern, und das Stadtprojekt steht für die Bemühungen des Königs, das Land für neue Technologien und Ideen zu öffnen.
Was ich besonders faszinierend fand, war die enge Verbindung zwischen Bhutans Philosophie und Bitcoin. Während ich mit der lokalen Bevölkerung sprach – darunter auch Vertreter der Regierung und des berühmten „Instituts für Glück“ – stellte ich fest, dass sie Bitcoin als strategisches Instrument sehen, um ökonomische Möglichkeiten zu schaffen. Bhutan verfolgt ein Konzept, das sich nicht nur am Bruttoinlandsprodukt misst, sondern am „Bruttonationalglück“. Dieses Konzept der Lebensqualität statt reinem Wachstum könnte auch im Westen einiges an Relevanz gewinnen, besonders in Zeiten von Fiat-Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit.
Eines wurde mir in Bhutan besonders klar: Obwohl das Land in Bezug auf Bitcoin noch am Anfang steht, ist die Strategie des Königs weit fortschrittlicher und ernsthafter, als ich es in anderen Ländern gesehen habe – sogar weiter als in El Salvador. In Bhutan geht es nicht darum, Bitcoin als Alltagswährung zu nutzen, sondern es ist ein gezielter Plan, um eine nachhaltige Wirtschaft aufzubauen und der jungen Generation im Land Chancen zu bieten.
Bhutan zeigt, dass Bitcoin-Mining – wenn es richtig gemacht wird – nicht nur zur ökonomischen Unabhängigkeit führen kann, sondern auch ein Weg ist, erneuerbare Energien auszubauen und die Lebensqualität zu verbessern. Diese Reise hat mir gezeigt, dass Bhutan trotz seiner Abgeschiedenheit zu einem unerwarteten Vorreiter für den Einsatz von Bitcoin werden könnte.
Ich bin tief beeindruckt von den Möglichkeiten, die Bhutan für sich entdeckt hat, und bin gespannt, wie sich das Land in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird.
Niko Jilch ist Finanzjournalist und Unternehmer mit Fokus auf die Digitalisierung von Geld und Wirtschaft. Mit "Was Bitcoin bringt" betreibt er einen der populärsten Podcasts und YouTube-Kanäle zum Thema Bitcoin und Finanzwelt im deutschsprachigen Raum. Niko ist Gründer und CEO des digitalen Medienhauses Binifico sowie ein gefragter Speaker rund um Bitcoin, Geldpolitik und Geldgeschichte.
www.nikolausjilch.com
www.binifico.com
www.wasbitcoinbringt.com
www.fixthemoney.net
YouTube
Instagram
Twitter / X
LinkedIn
TikTok
Disclaimer: Die in den Gastbeiträgen geäußerten Ansichten und Informationen sollten nicht als finanzielle Beratung interpretiert werden. Es ist wichtig zu beachten, dass Coinfinity nicht zwangsläufig die gleichen Positionen und Auffassungen wie in den hier bereitgestellten Inhalten vertritt.