Opportunitätskosten: Was dich deine Entscheidungen wirklich kosten

Luca Rolle und Fab haben in der neuesten Episode ihres Podcasts "Unter Druck" über das Konzept der Opportunitätskosten gesprochen. Erfahre in diesem Beitrag, was man unter diesen Kosten versteht und wie sie auch dein Leben (oft unbewusst) beeinflussen.

In der letzten Folge des Podcasts “Unter Druck” hat Fab, unser Head of Education, mit Luca Rolle, dem Finanzhacker, über Opportunitätskosten gesprochen. Wir haben das zum Anlass genommen, dir das Wichtigste zum Thema noch einmal zusammenzufassen! Den Podcast findest du unter anderem auf YouTube & Spotify

Die unsichtbare Rechnung des Lebens

Stell dir vor, du hast zwei Möglichkeiten: Eine Stunde Netflix schauen oder eine Stunde Sport treiben. Die meisten von uns denken bei "Kosten" sofort an Geld. Doch die wahren Kosten unserer Entscheidungen sind oft unsichtbar - es sind die Opportunitätskosten: der Wert aller Alternativen, auf die wir verzichten, wenn wir uns für eine bestimmte Option entscheiden.

In der Wirtschaftstheorie werden Opportunitätskosten definiert als "der entgangene Nutzen oder Ertrag, der durch die Wahl einer bestimmten Option anstelle der nächstbesten Alternative entsteht". Mit anderen Worten: Jedes Ja zu einer Option ist automatisch ein Nein zu allen anderen Optionen.

Warum Opportunitätskosten so oft übersehen werden

Das Konzept der Opportunitätskosten ist einer der Grundpfeiler des ökonomischen Denkens, insbesondere der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Die Herausforderung besteht darin, dass sie meist unsichtbar bleiben. Wir sehen die unmittelbaren Auswirkungen unserer Entscheidungen, aber die verpassten Chancen bleiben im Reich des Hypothetischen.

Es gibt zwei Hauptprobleme beim Umgang mit Opportunitätskosten:

  1. Erkannte, aber ignorierte Opportunitätskosten: Manchmal sind wir uns der Alternativen bewusst, ignorieren sie aber aufgrund von Verlustaversion, Gegenwartspräferenz oder einem Hang zum Status quo.
  2. Unerkannte Opportunitätskosten: Noch problematischer sind die Alternativen, die wir gar nicht erst in Betracht ziehen. "Man kann nicht wissen, was man nicht weiß" - und genau hier liegt das eigentliche Problem.

Der Trugschluss des zerbrochenen Fensters

Ein klassisches Beispiel für übersehene Opportunitätskosten ist der "Trugschluss des zerbrochenen Fensters". Stell dir vor, jemand wirft einen Stein durch ein Schaufenster. Der Ladenbesitzer muss nun einen Glaser bezahlen, um das Fenster zu ersetzen. Manche argumentieren, dass dieser Vandalismus der Wirtschaft nützt, weil er Arbeit für den Glaser schafft.

Was dabei übersehen wird: Das Geld, das der Ladenbesitzer für die Reparatur ausgibt, hätte er auch anders verwenden können - vielleicht für neue Waren oder eine Investition in sein Geschäft. Diese nicht realisierten Alternativen sind die Opportunitätskosten.

Der Trugschluss besteht darin, nur die sichtbaren Folgen zu betrachten und die unsichtbaren zu ignorieren.

Opportunitätskosten im Alltag

Persönliche Entscheidungen

Wer seine Abende mit Netflix verbringt, anstatt in Weiterbildung zu investieren, zahlt mit verpasstem Wissen und nicht entwickelten Fähigkeiten. Ein sicherer Arbeitsplatz bietet Stabilität, aber zu welchem Preis? Opportunitätskosten sind der Verlust eines höheren Einkommens oder einer erfüllenderen Tätigkeit.

Auch beim Sparen spielen Opportunitätskosten eine wichtige Rolle. Das Geld auf dem Sparkonto verliert bei 2% (offizieller) Inflation und Nullzinsen jährlich an Kaufkraft - ein schleichender Verlust, den viele nicht wahrnehmen.

Staatliche Eingriffe

Die sichtbare Wirkung der Mindestlohnpolitik ist unmittelbar: Höhere Löhne für einige Beschäftigte. Die unsichtbaren Opportunitätskosten bleiben verborgen: nicht geschaffene Arbeitsplätze, beschleunigte Automatisierung und geringere Einstiegschancen für Ungelernte.

Bei der Mietpreisbremse besteht der sichtbare Effekt in kurzfristig niedrigeren Mieten. Die unsichtbaren Kosten sind jedoch langfristig: weniger Neubauten, unterlassene Sanierungen, Bildung von Schwarzmärkten und längere Suchzeiten. Paradoxerweise führt eine Maßnahme, die das Wohnen erschwinglicher machen soll, letztlich zu einer Verschärfung der Wohnungsnot.

Die 10-10-10-Regel: Ein praktisches Werkzeug

Eine praktische Methode zur Berücksichtigung von Opportunitätskosten im eigenen Leben ist die 10-10-10-Regel. Bei jeder wichtigen Entscheidung frage dich:

  • Wie werde ich mich in 10 Minuten nach dieser Entscheidung fühlen?
  • Wie werde ich mich in 10 Monaten fühlen?
  • Wie werde ich mich in 10 Jahren fühlen?

Beispiel Autokauf: In den ersten 10 Minuten nach dem Kauf eines teuren Autos ist man wahrscheinlich euphorisch. Nach 10 Monaten ist das Auto nichts Besonderes mehr. Und nach 10 Jahren fragst du dich vielleicht, warum du nicht ein bescheideneres Auto gekauft und den Rest investiert hast. 

Wie Matt Odell es treffend formulierte: "If you drive a car that's younger than Bitcoin, you're short Bitcoin." Dieses provokante Zitat veranschaulicht sehr gut die Opportunitätskosten einer Kaufentscheidung - jeder Euro, den du in einen Vermögenswert investierst, der an Wert verliert, könnte stattdessen in einen Vermögenswert mit Wertsteigerungspotenzial investiert werden.

Investitionen und Bitcoin

Im Finanzbereich werden die Opportunitätskosten besonders deutlich. Viele halten ihr Geld auf dem Sparkonto, weil es als "sicher" gilt. Bei einer Inflation von 2% bedeutet dies jedoch einen stetigen Kaufkraftverlust, während Alternativen potentielle Gewinne ermöglicht hätten.

Bitcoin bietet hier eine interessante Perspektive. Mit seinem begrenzten Angebot von etwa 21 Millionen Einheiten entsteht eine digitale Knappheit. Sollte Bitcoin langfristig erfolgreich sein, könnten die Opportunitätskosten, ganz auf Bitcoin zu verzichten, erheblich sein. Aus dieser Überlegung heraus empfehlen viele das Prinzip "get off zero" - also zumindest eine kleine Menge Bitcoin zu halten, auch wenn es nur ein Bruchteil ist. Diese Strategie dient als Absicherung gegen das Risiko, eine möglicherweise revolutionäre Entwicklung im Geldsystem komplett zu verpassen.

Praktische Tipps

Um die oft unsichtbaren Opportunitätskosten besser in deine Entscheidungen einzubeziehen:

  • Stelle dir bei wichtigen Entscheidungen bewusst die Frage: "Was gebe ich auf?"
  • Wende die 10-10-10-Regel an, um die zeitliche Perspektive zu erweitern
  • Entscheide dich bewusst und zügig, da Zögern ebenfalls Opportunitätskosten verursacht
  • Sammle nicht zu viele Meinungen ein – das führt oft zu Handlungsunfähigkeit

Fazit: Die unsichtbare Rechnung des Lebens

Opportunitätskosten sind nicht nur ein theoretisches Konzept - sie sind die unsichtbare Rechnung, die das Leben für jede Entscheidung ausstellt. Das Bewusstsein für diese versteckten Kosten kann uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen - sei es im persönlichen Leben, bei Investitionen oder bei der Bewertung politischer Maßnahmen.

Letztlich geht es nicht darum, bei jeder Kleinigkeit alle möglichen Alternativen durchzuspielen. Vielmehr sollten wir bei den großen Weichenstellungen in unserem Leben innehalten und uns fragen: Was verzichte ich? Und ist es das wert?

Die besprochene Episode kannst du direkt hier ansehen:

Den Podcast mit allen Episoden findest du auf YouTube & Spotify.

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