Spartechnologie Bitcoin: Interview mit Florian Bruce-Boye

In diesem Beitrag sprechen wir mit dem deutschen Unternehmer und Podcaster Florian Bruce-Boye und erfahren, wie er zu seiner Bitcoin-Only-Überzeugung kam, was Bitcoin für ihn bedeutet und woran er momentan arbeitet.

"Alle anderen Kryptowährungen sind nur dem Namen nach dezentral und wirken auf mich wie eine Lösung, die ein Problem sucht."

Florian im Portrait

Florian Bruce-Boye

Ich bin Florian, 26 Jahre alt und Unternehmer. Ich habe Physik studiert und betreibe zusammen mit meinem Geschäftspartner Friedemann den Proaktiv Podcast. Bitcoin verfolge ich schon seit knapp zehn Jahren, habe aber sehr lange gebraucht, um es wirklich zu verstehen. In den letzten zwei Jahren habe ich zunehmend öfter meine Gedanken zu Bitcoin geteilt und plane, in Zukunft noch mehr Zeit hier zu investieren. Aktuell schreibe ich ein Buch über Bitcoin.

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Fragen & Antworten

1) Was ist Bitcoin?

Es klingt unintuitiv, aber Bitcoin ist der erste und einzige ideale Wertspeicher.

Die Geschichte des menschlichen Fortschritts besteht aus der „Problemerkennung“ und der „Lösung“ dieser Probleme. Nachdem ein Problem erkannt wurde, gab es historisch gesehen immer erst eine Reihe von provisorischen Lösungen, bei denen etwas Weltliches zweckentfremdet wurde, bis schließlich ein Ingenieur eine perfekte Lösung mit allen wichtigen Eigenschaften konstruierte.

Beispiele:

Beleuchtung: Um im Dunkeln sehen zu können, wurden Lagerfeuer, Fackeln und Kerzen als Beleuchtungsmittel zweckentfremdet. Im 19. Jahrhundert kam ein Ingenieur und erfand elektrisches Licht zu genau diesem Zweck mit allen wichtigen Eigenschaften.

Kommunikation: Um Nachrichten zu versenden, haben wir Tauben und Menschen als Boten zweckentfremdet oder Rauchzeichen gesendet. Im 20. Jahrhundert hat ein Ingenieur das Internet zu genau diesem Zweck der Kommunikation mit allen wichtigen Eigenschaften erfunden.

Seit Anbeginn der Zeit besteht das Problem der Wertspeicherung. Bis ins 21. Jahrhundert haben wir andere Dinge zweckentfremdet, um unsere Werte zu speichern. Wir haben beispielsweise Gold, Aktien oder Immobilien verwendet. Keines davon wurde von Ingenieuren zum Zwecke der Wertspeicherung gebaut. Sie wurden zweckentfremdet, weil sie teilweise die Eigenschaften eines Wertspeichers haben, aber eben nicht alle.

Bitcoin ist das erste und einzige Asset auf der Welt, das von Ingenieuren konzipiert wurde und alle Eigenschaften eines idealen Wertspeichers erfüllt (keine Inflation; keine Partei, die Einfluss nehmen kann; portabel; teilbar; überall zugänglich; keine Lagerkosten; versendbar; besitzbar; robust; kein Gegenparteirisiko, kein Ausführungsrisiko, kein Klumpenrisiko etc.).

2) Wie bist du auf Bitcoin aufmerksam geworden und was hat dich zu Bitcoin-Only gebracht?

Im Jahr 2014 hat ein Freund mir Bitcoin gezeigt. Damals war ich 16 und konnte mangels Kreditkarte keine Satoshis kaufen. Mit 18 habe ich mich tiefer mit Bitcoin befasst, allerdings das meiste Geld in meine E-Commerce-Firma investiert. Ende 2022, als Ethereum von Proof of Work zu Proof of Stake wechselte, entschied ich mich für einen ausschließlichen Fokus auf Bitcoin. Bitcoin Only.

Ich habe erkannt, dass Proof of Stake die Kontrolle zentralisiert und die Sicherheit des Netzwerks reduziert. Erst danach habe ich tiefgehend verstanden, dass digitale Knappheit (Bitcoin) und nicht die Blockchain die eigentliche Innovation ist.

Alle anderen Kryptowährungen sind nur dem Namen nach dezentral und wirken auf mich wie eine Lösung, die ein Problem sucht.

3) Du bist als Entrepreneur lange im E-Commerce Bereich unterwegs gewesen, gab es hier Learnings, die dich Bitcoin besser/schneller haben verstehen lassen?

Es hat geholfen, Bitcoin besser zu verstehen, da Bitcoin im Kern eine Verschmelzung von Wirtschaft und Naturwissenschaft ist. Meine naturwissenschaftliche Ausbildung habe ich durch das Physikstudium erhalten, meine wirtschaftliche Ausbildung durch das Unternehmen.

Allerdings hat es mir nicht dabei geholfen Bitcoin schneller zu verstehen. Von dem Zeitpunkt, an dem ich das erste Mal von Bitcoin hörte, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich Bitcoin so verstanden habe, dass ich Bitcoin-Only wurde, vergingen fast acht Jahre.

4) Wieso sollten sich Unternehmen mit Bitcoin beschäftigen und eventuell sogar eine Bitcoin-Position in Betracht ziehen?

Aktuell übliche Bilanzstrategien schwächen das Unternehmen, indem sie es entkapitalisieren und anfälliger für Krisen machen. Mit Bitcoin können Unternehmen erstmals wieder eine starke Bilanz aufbauen.

Klingt unintuitiv, aber lass es mich erklären:

Jedes Unternehmen hat eine Bilanz und eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Grob vereinfacht gesagt, geht es in der GuV darum, wie man Geld verdient. In der Bilanz geht es darum, wie man Geld anlegt und ein gesundes Kapitalpolster aufbaut.

Welche Assets eignen sich für Unternehmen?

Bei einer durchschnittlichen monetären Inflation von 7 % p.a. (seit 1960) ergibt es keinen Sinn für den CFO, Cash auf der Bilanz zu haben. Aktien dürfen nur bis maximal 40 % auf der Bilanz gehalten werden (gilt für Amerikanische Firmen). Immobilien eignen sich selten als Bilanz Asset, da sie nicht liquide und nicht teilbar sind. Ein gängiges Bilanz Asset sind Staatsanleihen. Diese haben eine Rendite von 4 % (nach Steuern sind das 3 %). Auf der anderen Seite erwarten Anleger von Unternehmen, dass sie den Marktindex outperformen.

Üblicherweise wird ein EPS-Wachstum (Ergebnis pro Aktie) von 10 % pro Jahr erwartet. Eine Bilanz, die nur 3 % abwirft, ist wie ein Klotz am Bein und verwässert die Performance.

Ein CFO hat nun drei Möglichkeiten:

  • Dividenden (nicht gut, da einfallslos und doppelt besteuert)
  • Akquisitionen (neues Ergebnis hinzukaufen, um EPS zu stärken)
  • Aktienrückkauf (Anzahl der Aktien reduzieren, um EPS zu stärken)

Insbesondere den Aktienrückkauf haben wir in den letzten Jahren häufig gesehen, zuletzt bei Apple und Sony.
In einem inflationierenden Geldsystem sind Unternehmen zusätzlich dazu incentiviert, all diese Dinge mit Schulden zu finanzieren, um die Inflation und günstige Zinsen für sich zu nutzen.

Wo ist das Problem?

Rein aus Finanzakrobatik getrieben sind Unternehmen nun dazu verleitet, Schulden aufzunehmen und ihre Firma zu entkapitalisieren (Dividenden, Akquisitionen oder Rückkäufe). Das ist zum Teil der Grund für die hohe Schuldenlast von Firmen. Die Schulden tauchen in der GuV als Tilgung und Zinsen auf. Die Bilanz ist somit kein Finanzpolster mehr, das der Firma in schlechten Zeiten Stabilität bietet, sondern ein Damoklesschwert, das bei einem schlechten Quartal, in dem die Tilgung nicht geleistet werden kann, die Firma in die Insolvenz treibt.

Bitcoin ist das einzige Asset, das eine durchgängige Outperformance vom Markt beweist, auf Bilanzen erlaubt ist, liquide genug ist, teilbar genug und keine der klassischen Risiken mit sich bringt (Gegenparteirisiko, Ausführungsrisiko, Verwässerungsrisiko, Standortrisiko etc.). Mit einem Bitcoin-Kauf tätigen Unternehmen quasi eine Akquisition von dem bestperformenden Asset der letzten 1, 5, 10 und 15 Jahre. Dadurch rekapitalisieren sie ihre Firma und bauen eine Bilanz auf, die in schweren Zeiten als Stütze statt als Damoklesschwert fungiert.

Ausführlicher erkläre ich diesen Zusammenhang in einem Interview mit Niko Jilch.

5) Welche Projekte mit Bitcoin-Bezug hast du aktuell im Kopf, was kannst du mit uns teilen?

Ich schreibe ein Buch über Bitcoin. Es kommt Ende August auf den Markt. Wer Interesse hat, frühzeitig Zugang zu erhalten, kann sich auf https://bitcoin-bibliothek.beehiiv.com/subscribe anmelden und erhält bis zur Ankündigung des Buches jede Woche einen Gedanken von mir zu Bitcoin.

6) Bitcoin und Mindset - gehört das zusammen?

Seitdem ich Bitcoin verstanden habe und es als Spartechologie in mein Leben eingebunden habe, bemerke ich, wie sich meine Zeitpräferenz verändert und ich langfristiger denke. Ich treibe mehr Sport, bin disziplinierter, blicke optimistischer in die Zukunft und fühle mich weniger abhängig von politischen Entwicklungen.

Dies alles bildet eine solide Grundlage für ein gesundes Mindset. :)

7) Wie hast du persönlich Bitcoin in dein Leben integriert? 

Als Spartechologie.

8) Was würdest du Menschen ans Herz legen, die sich noch nicht so tiefgreifend mit Bitcoin beschäftigt haben?

Menschen verbringen 80.000 Stunden in ihrem Leben damit, für Geld zu arbeiten, aber haben nie beigebracht bekommen, was Geld ist. Hier würde ich zur Eigenverantwortung ermutigen. Basierend auf meiner Erfahrung gibt es zwei Gründe, warum du dich nicht mit Bitcoin beschäftigt hast:

1. Du hast es mal oberflächlich vier Stunden recherchiert und dir kurzfristig deine Meinung gebildet, dass Bitcoin reine Spekulation ist.

2. Du hast das Gefühl, den Zug verpasst zu haben, und dass das Thema somit jetzt keine sinnvolle Allokation deiner Zeit ist.

Meine Antworten dazu sind:

1. Ich kenne niemanden, der eine negative Meinung zu Bitcoin hat, nachdem er sich tiefgehend damit auseinandergesetzt hat. Die Kritiker basieren ihre Kritik auf dünnem Fundament.

2. Der Zug ist noch lange nicht abgefahren, sondern steht noch im Bahnhof. Wenn Bitcoin der “Weltwertspeicher” ist, sind wir noch nicht mal bei 0.4 % vom Potenzial.

Grundsätzlich lohnt es sich immer, Sachen zu recherchieren, wo die Mehrheit eine uninformierte negative Meinung zu dem Thema hat. Nur da entstehen Chancen.

Ein erfolgreicher Freund von mir hat mal gesagt: "Florian, du verdienst Geld, wenn du recht hast und nicht im Konsens liegst."
Wo soll man starten? In der Folge #97 vom Proaktiv Podcast habe ich einen ausführlichen Rundumschlag zu Bitcoin gemacht. Wer neu zu dem Thema ist, ist hier goldrichtig.

9) Welche Rolle spielt Bitcoin für dich in Bezug auf die Zukunft und den heutigen Status quo?

In Abwesenheit von einem idealen Wertspeicher fällt mir folgendes Zitat ein um den Status Quo zu beschreiben: „Wir rennen so schnell wir können, um auf der Stelle zu bleiben. Wenn wir vorankommen wollen, müssen wir doppelt so schnell rennen“, (stammt aus dem Buch „Alice hinter den Spiegeln“ von Lewis Carroll)

Was bedeutet das?

In Abwesenheit eines idealen Wertspeichers  wird immer schwieriger, sich den einfachen Lebenstraum vom eigenen Haus mit Familie zu leisten. Seit 1971 haben wir folgende Entwicklungsstufen durchlaufen:

1. Der Mann konnte es alleine finanzieren (1970).

2. + Die Frau musste mithelfen (1980er).

3. + Beide mussten einen Kredit aufnehmen (2000er).

4. + Beide mussten nebenbei ihr Geld wie ein Hedgefondsmanager investieren (2010er).

5. + Beide versuchen nebenbei noch ein Business zu eröffnen (2020er).

6. + Beide entscheiden sich, nur noch ein Kind zu bekommen (2024).

7. + Glücksspiel nimmt zu (Sportwetten, Memecoins etc.).

8. + Beide entscheiden sich kein Haus zu kaufen? (2026)

9. + Beide entscheiden sich, kein Kind zu bekommen? (2028).

Viele vermuten den Schuldigen im Kapitalismus. In Wahrheit liegt das Problem im inflationären Kapital. Mit Bitcoin gibt es wieder Hoffnung, dass sich dieser Trend umkehrt.

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