Bitcoin-Bildung in Schulen: Die Montessorischule Arzberg

Schulleiter Jens Wegmann gewährt einen Einblick in die erste und momentan einzige Bitcoin-Schule Deutschlands, die Montessorischule Arzberg, und erklärt, welche Ziele sie mit ihrem einzigartigen Bildungsangebot verfolgen.

Unsere Montessorischule Arzberg, gelegen im idyllischen Fichtelgebirge, nahe der tschechischen Grenze, ist vermutlich die erste Schule Deutschlands, in der Bitcoin tiefergehend thematisiert wird. Als Deutschlands erste Bitcoin-Schule (gut, das ist nicht schwer, diesen Titel zu haben, ehrlich gesagt) haben wir uns der Aufgabe verschrieben, technologische Innovation mit pädagogischem Fortschritt zu verbinden.

Unser pädagogischer Ansatz basiert auf der Philosophie Maria Montessoris, die das Kind als selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Individuum in den Mittelpunkt stellt. Selbstbestimmung und Eigenverantwortung werden bei Montessori großgeschrieben. Kein Wunder also, dass Bitcoin mit seiner dezentralen Natur und seiner Vision von finanzieller Souveränität irgendwann ganz organisch thematisiert wurde.

Darüber habe ich bereits auf der Adopting Bitcoin 2024 und auf der BTC Prague 2024 gesprochen – über die ähnlichen Werte und die Parallelen zwischen Bitcoin und Montessori. "Satoshi meets Maria" – ein Vortrag, den du dir hier ansehen kannst:

Bitcoin als Werkzeug zur Selbstermächtigung

Unsere Schülerinnen und Schüler wachsen in einer Zeit auf, in der Systeme ins Wanken geraten. Ein Krisenmodus folgt auf den nächsten: Klimakrise und Proteste, Corona mit Homeschooling und sozialer Isolation, der Krieg in der Ukraine mit Energieknappheit und Blackout-Ängsten – und nicht zuletzt eine Inflation, die den Alltag vieler Familien spürbar verteuert.

Während viele Mittzwanziger mit der (Mini-)Finanzkrise 2008 und Corona 2020 vielleicht zwei große Einschnitte erlebt haben, hat ein 12-Jähriger heute bereits eine ganze Kette existenzieller Krisen erfahren. Und diese Realität macht sich im Kleinen bemerkbar: Das wöchentliche Taschengeld von fünf Euro reicht nicht mal mehr für einen Döner.

Also stellen die Kids Fragen. Und wundern sich. Woher kommt das? Wieso passiert das?

Hier, in der unmittelbaren Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler, setzen wir an. In unserem Unterricht nutzen wir Bitcoin als praktisches Werkzeug, um finanzielle Bildung und technologische Kompetenz zu fördern.

Die Schüler lernen:

  • was Geld ist
  • wie es funktioniert
  • warum Bitcoin als dezentrales, faires und zensurresistentes System eine Alternative zu traditionellen Währungen sein kann

Dabei gehen wir weit über die Theorie hinaus: Unsere Schüler erstellen eigene Bitcoin-Wallets, setzen Lightning-Transaktionen um und erleben, wie ein dezentrales Netzwerk praktisch funktioniert.

Grundsätzlich starten wir aber nicht direkt mit Bitcoin, denn das kann leicht überfordernd wirken. Vielmehr geht es darum, die Grundlagen zu vermitteln, die Bitcoin zugrunde liegen:

Was ist Wert? Was ist Geld? Welche Funktionen muss Geld erfüllen?

Denn nur wer versteht, dass Wert subjektiv ist und Geld gewisse Eigenschaften erfüllen muss, wird auch das Potenzial, das Bitcoin mit sich bringt, begreifen.

Quelle: Jens Wegmann

Wie Bitcoin die Bildung transformieren kann

Bitcoin steht sinnbildlich für einen Paradigmenwechsel: weg von zentralisierten, kontrollierten Systemen hin zu einem freien Markt, in dem Eigenverantwortung und Innovation im Vordergrund stehen.

Dieser Ansatz lässt sich auf die Bildung übertragen. Ein zentralisiertes Bildungssystem, wie wir es häufig erleben, ist starr und standardisiert. Es bietet wenig Raum für Individualität und kreatives Denken. Ein freier Bildungsmarkt, inspiriert von der Dezentralität und Offenheit von Bitcoin, könnte dagegen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kindern eingehen.

Schulen könnten sich spezialisieren, innovative Konzepte ausprobieren und sich stärker an den Interessen und Talenten der Kinder orientieren. Eltern hätten mehr Wahlmöglichkeiten, und Bildungseinrichtungen müssten sich durch Qualität statt durch staatliche Regularien behaupten. Welch schöne Utopie!

Freier Markt für Bildungsangebote! 🙂 So könnten CBDC-Helikopter-Eltern ihre Kinder auf eine CBDC-Schule schicken, und Eltern, die Wert auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit legen, eben eine "libertärere" Schule für ihre Sprösslinge aussuchen – z. B. eine Schule, die Bitcoin positiv gegenübersteht.

Ein freier Wettbewerb für das beste Bildungsangebot. Der Markt regelt!

Satoshi-Label für Schulen: Eine Vision für die Zukunft

In meiner Rolle als Schulleiter rätsele ich häufig, wie Bitcoin noch mehr Einzug in deutsche Schulen erhalten kann. Dabei bin ich auf eine glänzende Idee gekommen, die jedoch noch der Umsetzung bedarf: Schulleiter lieben Siegel. "Klimaschule", "Schule ohne Rassismus", "Naturpark-Schule" – meist gilt für Schulleiter: je mehr Siegel, desto besser. Wieso dann nicht ein Bitcoin-Siegel kreieren?

Mit dem "Satoshi-Label" könnte eine Plattform geschaffen werden, die Schulen auszeichnet, die Bitcoin und die dahinterliegenden Werte aktiv in ihren Bildungsansatz integrieren. Das Label soll Transparenz schaffen und Schulen unterstützen, die ihre Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsvollen, selbstbestimmten Menschen erziehen wollen. Eine Schule mit dem Satoshi-Label verpflichtet sich, Kindern die Prinzipien von Dezentralität, Freiheit und Eigenverantwortung nahezubringen. Sie vermittelt nicht nur theoretisches Wissen, sondern schafft auch die technischen und strukturellen Voraussetzungen, damit Schüler praktische Erfahrungen mit Bitcoin sammeln können.

Langfristig könnte ein solches Netzwerk von Schulen weltweit entstehen, die sich gegenseitig inspirieren und unterstützen. Damit würde eine Qualitätssicherung geschaffen werden, die die zunehmende Seriosität von Bitcoin als Asset noch mehr unterstreichen würde.

Quelle: Jens Wegmann

Inspiration und Praxis: Die Rolle von Bitcoin in der Montessorischule Arzberg

In unserer Schule ist Bitcoin bereits ein kleiner Bestandteil des Schullebens. Wir nehmen Spenden sehr gerne in Satoshis an. Unsere Schüler lieben die Coinfinity Blinks, und von Julius haben wir einen NerdMiner zur Verfügung gestellt bekommen. Drei unserer Schüler waren bereits bei Marc im Bitcoin-Hotel YouTube-Kanal zu Gast und konnten sich über 10.000 Aufrufe freuen. So profitiert neben ihrer finanziellen Kompetenz auch ihr Selbstwert, denn mit 12 Jahren bei YouTube interviewt zu werden und so viele Aufrufe zu bekommen, ist schon etwas, auf das sie sehr stolz sind. Nach Plochingen ins Bitcoin-Hotel ging ein freiwilliger Schulausflug dieses Schuljahr. Ein Highlight für viele der Schüler. Außerdem haben einige unserer Schüler die Bitcoin-Konferenz in Prag dieses Jahr besucht. Einer der Teilnehmer rankte das Erlebnis von 1 (richtig mies) bis 10 (das Beste, das ich in meinem Leben je gemacht habe!!!) auf eine glatte 10 – um es auf Rückfragen der Mitschüler wenigstens noch zu einer 9,9 herabzustufen 🙂

Darüber hinaus versuchen wir, in Kooperation mit internationalen Bitcoin-Communities zu treten. Ein Traum von uns wäre ein Schüleraustausch mit einer Schule in El Salvador, einem Land, in dem man mit Bitcoin seine Stromrechnung bezahlen kann (dies haben Schüler unserer Schule bereits aus Deutschland über das Lightning-Netzwerk in Sekundenschnelle erledigt!).

So könnten unsere Schüler hautnah erleben, wie Bitcoin als integraler Bestandteil einer Gesellschaft funktioniert.

Fazit: Bildung für die Zukunft

Die Integration von Bitcoin in den Bildungsalltag sollte meiner Meinung nach bottom-up statt top-down erfolgen – über organische Prozesse, über die Annäherung an Fragen wie: „Was ist Geld?“ oder „Was ist Wert?“ So kann Bitcoin nach und nach Einzug halten in deutschen Schulen. Das Behandeln des Themas Bitcoin ist ein Schritt in Richtung einer Bildung, die Kinder befähigt, selbstbestimmt und kritisch in einer komplexen Welt zu agieren. 

Mit unserer Arbeit in der Montessorischule Arzberg und meiner persönlichen Vision des Satoshi-Labels wollen wir einen kleinen, aber bedeutenden Beitrag zu einer besseren, orangenen Zukunft leisten. 

Bitcoin und Bildung sind zwei mächtige Werkzeuge, um Menschen zu stärken und die Welt zu verändern.

Lassen wir sie gemeinsam wirken.

Über den Autor

Jens Wegmann ist Schulleiter und Klassenleiter der Montessorischule Arzberg.